Reiseberichte



1. Tag San Sebastian - Cuevas Blancas
2. Tag Cuevas Blancas - Casas de Haragan
3: Tag Casas de Haragan - Hermigua
4. Tag Hermigua
5 .Tag Hermigua -Agulo- Campingplatz El Cedro
6. Tag El Cedro - El Cerado
7. Tag El Cedro nach Vallerhormoso
8. Tag Vallerhormoso.
9..Tag Vallerhormoso zum Playa de Alojera
10. Tag Playa de Alojera - Valle Gran Rey
11. und 12. Tag Valle Gran Rey.
13. Tag Roque de Agando - Playa de Santiago
14. Tag Santiago - Playa de la Guancha
15.Tag Playa de la Guancha nach San Sebastian






Prolog



In diesem Jahr haben wir auf Gomera unseren ersten Achttausender "gemacht" und zwar im Abstieg und natürlich nur in der Summe.
Minus 8840m zeigte mein Höhenmesser, da fehlt nicht viel am Everest. 7760m können wir als Gesamtaufstieg verzeichnen. Hinter der Differenz verbergen sich zwei Taxifahrten und eine Fahrt mit dem Bus.
Nicht das wir die fehlenden Aufstiege aus Bequemlichkeit gescheut hätten. Doch wenn wir wussten, dass wir die nächsten Stunden nur auf Asphalt bergauf laufen werden, haben wir uns das, wenn möglich gespart.
Mit Blick auf Teneriffa und dem alles überragenden Teide, kommen einem die 1487m des Garajona auf Gomera nicht sonderlich spektakulär vor, doch die Insel ist durchzogen mit Schluchten und Tälern und die bieten nicht wenige atemberaubende Anblicke.
Wir waren zwei Wochen unterwegs uns fehlten geschätzte zwei bis drei Wandertage an der kompletten Umrundung der Insel, aber du musst sie auch queren, um sie gesehen zu haben, und es soll Urlaub bleiben.
Die Website "Waldläufer.de" vermittelte einen ersten Eindruck, wie so eine Tour auf Gomera aussehen kann, Wir hatten eine komplette Zeltausrüstung im Gepäck. Einen Kocher, Schlafsacke, Isomatten, usw. falls uns die Nacht überrascht und wir im freien biwakieren müssen, dann solltest du aber zufälligerweise, einige Liter Wasser mehr im Gepäck mit dir herumtragen.
Wir kommen auf drei "wilde" Übernachtungen. Nötig ist auf der Runde wohl nur eine, die Strecke San Sebastian - Hermigua ist schwerlich an einem Tag zu schaffen.



Frühlingstürme auf den Kanaren.
Das erste Tief sitzen wir auf Teneriffa aus. An der Küste bleibt das Wetter moderat, vor Touren in den Bergen wird dringend abgeraten und alle Straße Richtung Teide sind gesperrt. Donnerstags wollen wir nach Gomera übersetzten. In La Palma ist der Flugbetrieb eingestellt, die Kinder auf den Kanaren haben Schulfrei, hören wir morgens in den lokalen Radionachrichten. Wir fahren auf gut Glück nach Los Christianos, nicht sicher, ob der Fährbetrieb bei diesem Sturm aufrecht erhalten wird. Aber die größeren Schiffe zeigen sich unbeeindruckt vom Wetter. Mit einer Stunde Verspätung läuft unser großer Katamaran, die Expressfähre aus. Kaum hat das Schiff den Hafen verlassen, bereuen wir unseren Entschluss.
Stell dir vor, du hast dir ein Zehnerticket für die Achterbahn gekauft und kaum sitzt du in der Gondel, wird verkündet, dass die zehn Fahrten, ohne Pause aufeinanderfolgen werden.
Wir dürfen unsere Sitzplätze nicht mehr verlassen. Papiertüten werden gereicht. Das Schnellboot erstürmt die mächtigen Wellenberge der sturmgepeitschten See und stürzt dahinter mit solch einer Gewalt in die Wellentäler, dass in der Schiffskantine das Geschirr zu Bruch geht. Nach dem dritten Sprung beginnt das allgemeine Würgen und auch ich muss bald feststellen, dass ich nicht mehr Seetüchtigkeit bin und stimme mit ein. Die Überfahrt dauert keine Stunde, doch wir brauchen den Rest des Tages, bis unser Gleichgewichtsorgan wieder im Lot ist und der leichte Schwindel legt.




1. Tag: Freitag 19.02.2010
San Sebastian - Cuevas Blancas

In San Sebastian ersparen wir uns den langen Aufstieg durch die Stadt und lassen uns mit einem Taxi an die Stelle fahren, an der der Wanderweg San Sebastian-Hermigua sich vom Asphalt löst.
Das Wetter ist uns wohlgesonnen. Wir lassen uns von zwei Wanderern mit leichtem Gepäck überholen, den Rest des Tages läuft uns kein Mensch mehr über den Weg.
Kakteen, Agaven und bizarre Wolfsmilchgewächse prägen die steinige, trockene Landschaft. In dieser Fremde fühle ich mich wie ein Entdecker. Am frühen Nachmittag verlieren wir, in einem Hochtal, den ansonsten gut markierten Weg. Aber in der verwilderten Terrassenlandschaft gibt so viele Ziegenpfade, das es uns nicht schwer fällt weglos voranzukommen. Topografie und Kompass lassen nur eine Richtung zu. Wir visieren eine Anhäufung von Dattelpalmen an und treffen so auf ein verfallenes Gemäuer und wieder auf den Weg zu den Cuevas Blancas.
Palmen sind auf dieser Insel immer ein sicheres Anzeichen menschlicher Besiedlungen oder deren Spuren.
Wir machen eine kurze Pause, und plötzlich wird wütendes Gebell laut. Gleich mehrere Hunde haben uns entdeckt. Sie befinden sich auf einem Hochplateau über uns. Wir bewaffnen uns mit Steinen und warten ab. Doch die Meute kommt nicht näher und so gehen wir unseres Weges, der in die entgegengesetzte Richtung führt. Die Schrecksekunde wirkt nach.
Sollten die Schauergeschichten die wir von verwilderten Hunden auf den Kanaren gehört haben wahr sein?



Als wir am Nachmittag die verlassene Ansiedlung bei den weißen Höhlen erreichen, liegt beruhigend langes Stück Weg zwischen uns und den Hunden.
Ein Platz für Zelt ist schnell gefunden, auf einem Plateau eine Etage über den Hütten mit Blick übers Meer auf Teneriffa und den Teide.
Dann machen wir uns auf die Suche nach den weißen Höhlen. Doch statt spannender Eingänge in die Unterwelt finden ich nur vermauerte Ziegenpferche im weißen Schichtband. Gudrun stößt bei ihrer Erkundung auf den nächsten wilden Hund. Der ist aber noch so jung, dass er sich einschüchtern lässt. Ich sehe ihn später ziegengleich auf einem felsigen Steilhang, die Flucht ergreifen.
Es wird Abend. Die Hänge auf Teneriffa kleiden sich flächendeckend in Licht. Auf unserer Seite ist meine kleine Kerzenlaterne der einzig helle Fleck im Dunkel, doch trotz einer Flasche Rotwein will keine Romantik aufkommen. Der menschenverlassene Ort, die unterschwellige Alarmbereitschaft nach den Hundebegegnungen. Ein leichtes Unbehagen mischt sich in unsere Stimmung. In der Nacht treibt der auffrischende Wind erst die Musik des Karnevalumzuges aus San Sebastian heran und dann den Regen.




2. Tag Samstag 20.02.2010
Cuevas Blancas - Casas de Haragan

Ich habe gestern auf meiner Erkundung einen tropfenden Wasserhahn an einem der verlassenen Häuser entdeckt. Zwar ist der Hebel zum Öffnen des Ventils abmontiert aber am blanken Vierkant bewährt sich das mitgeführte Multitool. Auf der Leitung ist Druck. Doch das Wasser bleibt auch nach lagem Durchlauf trübe, wird also ein Fall für den ebenfalls mitgeführten Filter, ein mühsames Unterfangen, da ich den Keramikeinsatz nach jedem halben Liter, ausbauen und reinigen muss. Nach langen Pumpen sind wir schließlich unabhängig. Ansonsten bleibt dir auf der Strecke nach Hermigua nichts anderes übrig als an einer der drei Haustüren die auf dem Weg liegen zu schellen und nach Trinkwasser zu fragen, oder falls vorhanden Oberflächenwasser zu schöpfen.
Es beginnt zu regnen und es wird den Tag nicht wieder aufhören.
Wir haben die Hunde nicht vergessen, schließlich müssen wir heute über das Hochplateau, auf dem die wilde Meute gestern auf sich aufmerksam machte. Auf Hunde stoßen wir nicht, aber auch nicht auf den Pfad. Bei unserer Suche nach dem sicheren Abstieg treffen wir zwar auf die Casas de Haragan, aber zwischen Hütten, Zäunen, Ziegenpferch und Ziegenherde ist der, auf der Karte eingezeichnete Weg nicht auszumachen.
Uns bleibt also nichts anderes übrig als zum Punkt der letzten Orientierung des Vortages zurückzukehren. Plötzlich sehen wir unten uns, am Fuß des Hochplateaus den Hausherrn der Casa de Haragan, mit einem Bündel Grünzeug auf dem Rücken nimmt er den Aufstieg in Angriff. Er ist uns aber keine Orientierungshilfe den er krakselt querfeldein, das Privileg der Einheimischen und neben Hühnern, Ziegen und Schafen hält er sich eine Meute von sechs Hunden. Die stürmen auch gleich los, als sie uns entdecken, werden aber zurückgepfiffen.So ziehen wir unbehelligt unseres Weges.

Ganz so weit wie befürchtet müssen wir nicht zurück, um auf den markierten Wanderweg zu stoßen. Der führ dann ca. hundert Meter unterhalb der Hütte am Hang entlang.
Am frühen Nachmittag treffen wir auf einen Fahrweg Richtung Hermigua dem wir folgen.
Die Schlaglochpiste folgt in schier entlosen Schleifen dem Rand des Schluchtensystems, das sich zum beeindruckenden Baranco de Majona vereint, und ist länger als eine Tagewanderung. Die Gegend ist menschenleer und dank der ergiebigen Regenfälle der letzten Tage, ist der Weg verschlammt und es rauschen soviel Bäche und Rinnsale, dass wir uns nach Norwegen versetzt fühlen.

Sich bei Atto de los Helechos rechts in die Büsche zu schlagen, um nach ein paar hundert Metern auf grüne Terrassenhänge zu stoßen, auf denen du zelten kannst, ist ein Tipp, den wir von den Waldläufern abgeschrieben haben.
Einen ebenen Platz finden wir nicht. Vielleicht liegt es an der Bannmeile, rund um einen aufgeblähten Schafskadaver, in der wir nicht suchen. Selbst das Unterfüttern der Isomatten mit den leeren Rucksäcken reicht nicht um das Gefälle auszugleichen, wir rutschen im Schlaf. Starker Regen und Sturm tun das ihre, dass es eine unruhige Nacht wird.





3: Tag Sonntag 21.02.2010
Casas de Haragan - Hermigua

Nach dem Frühstück kommt die Sonne heraus.
Entwurzelte Bäume, Erdrutsche und Felsenbrüche, die größten Teils, erst in dieser unruhigen Nacht abgegangen sind, sorgen nun für ein wenig Abwechslung auf dem Fahrweg nach Hermigua und machen ihn für Autos unpassierbar. Aber Begegnungen mit Motorfahrzeugen hatten wir schon Gestern nicht. Würden wir der Piste bis zum Ende folgen kämen wir auf direkten Weg zum Etappenziel. Das Wetter ist freundlich und so entscheiden wir uns für eine längere aussichtsreichere Variante entlang der Küste.

Im Hermigua kommen wir in der Casa Creativa unter, eine gute Wahl und wir entscheiden uns, einen Tag länger zu bleiben. Das geräumige Zimmer hat Seele. Es ist im Hang gebaut, mit grob verputzen Naturstein Mauern und vier Meter hohen Decken. Die Betten haben Mitteleuropäischen zuschnitt und über unseren Schlaf wacht als guter Hausgeist ein Gecko, den ich anfänglich für reine Dekoration halte.
Beim Abendessen haben wir weniger Glück. In der Bar Piloto werden wir ein Opfer des simpelsten Gastronomiebetruges. Die Preise sind nicht ausgeschildert und wir fragen nicht nach. Der Wirt hatte uns am Nachmittag mit günstigen Getränken, Sand in die Augen gestreut.

Abends aber, wir sind frisch geduscht und ohne Rucksack unterwegs, lässt er sich das bescheidene Mahl aus magersüchtigen Fisch, ein paar Kartoffeln, Salat und einem "Chatau Schraub" fürstlich entlohnen.
Die Insel ist "verfroscht".
Kaum bricht die Nacht heran stimmen die Amphibien ein Tausend stimmiges Gequake an. Wo Wasser ist, ist ein Konzert und Wasser gibt es hier nach den Regenfällen der letzten Tage im Überfluss. Besonders haben es mir die Froschpopulation in den offenen Wasserreservoirs angetan. Für die Lebensgemeinschaften in diesen Becken ist die Welt ein Kreis oder ein Rechteck und an der hohen Betoneinfassung zu Ende und was Segen ist, kann auch Untergang werde. uch Amphibien müssen die Sinnflut fürchten.
Ich stelle mir eine Froschapokalypse vor. Die Regen war ergiebig. Die Becken sind Randvoll. In der Nacht zieht ein weiteres Gewitter auf, Blitze zerreißen das Dunkel, schwere Tropfen und ein Herr zuckende Froschlaiber wühlen die Wasseroberfläche auf. Plötzlich spüren die Amphibien in ihrem Urozean zum ersten Mal den Sog einer Strömung. Instinktiv kämpfen sie mit panischen Schenkelbewegungen dagegen an. Vergeblich, das Becken läuft über, das Froschvolk wird über die Betoneinfassung ins Nichts hinter dem Ende der Welt gespült.
Wir erleben Hermingua in Umbruch. Baufahrzeuge habe die Herrschaft über den kleinen Ort im langen Tal übernommen. Wer diese Ecke der Insel zu kennen glaubte, wird sich in einem paar Jahren verwundert die Augen reiben. Ziel des groß angelegten Straßenbauprojektes ist die Erschließung des Talgrundes. Noch wachsen dort Bananen, in wenigen Jahren werden hier Häuser stehen. Die große Plantage bietet Bauland für eine Ansiedlung wie sie auf Gomera bisher noch nicht zu finden ist und einen Strand gibt es auch.




4. Tag Montag 22.02.2010
Hermigua

Wir unternehmen eine ausgedehnte Tagestour zum Wasserfall von El Cedro und durch den Nebelurwald.
Auf dem Campingplatz, auf dem wir Morgen nächtigen werden, herrscht reger Betrieb. Eine deutschsprachige Studiengruppe hat hier ihre Zelte aufgeschlagen.Angehende Landschaftsarchitekten. Eine dreiköpfige Arbeitsgruppe sitzt neben uns im Restaurant, mit der Arbeitsaufgabe ein Gestaltungskonzept des umliegenden Tales zu entwickeln. Sie kleiden ihre Ideenlosigkeit in kluge Worte.Wir trinken unseren Kaffee und ziehen weiter.





5 .Tag Dienstag 23.02.2010
Hermigua - Agulo - Campingplatz El Cedro

Den kurzen Weg zum Campingplatz hatten wir gestern und heute laufen wir eine Schleife über Agulo. Die herausragende Schönheit des Ortes erschließt sich mir nicht. Agulo wird als schönstes Dorf Gomeras gepriesen. Vielleicht hätten wir uns mehr Zeit nehmen müssen, aber die haben wir nicht, wir müssen weiter und stehen plötzlich vor einer mehrere Hundert Meter hohen Steilwand und zweifeln an der Wegbeschreibung. Auf dem Camino de Los Pasos soll es nach oben gehen aber beim Blick in die Wand gibt er sich nicht zu erkennen, so perfekt passt er sich den Gegebenheiten an.
Eine Himmelsleiter, den Ausdruck habe ich erst vor ein paar Tagen aufgeschnappt, Treppenwege die zweihundert, dreihundert Meter und höher ansteigen und wenn du dann oben verschwitzt und außer Atem angekommen bist, hast du einen kleinen Vorgeschmack wie mühselig es sein wird bis nach ganz oben in den Himmel zu kommen.




Im Laufe des Tages wird mein Urvertrauen in die Wanderkarte erschüttert.
In meiner Routenplanung gibt es eine entscheidende Landmarke, aber die ist laut Kompass Karte gar nicht zu verfehlen. Die kleine Straße, auf der wir uns unzweifelhaft befinden, wird in einem Rechtsbogen an einem Wasserreservoir enden, und dort zweigt links ein Weg ab, der darüber entscheidet ob wir heute fünfzehn oder dreißig Kilometer laufen. Doch die Straße endet nicht, das große Wasserreservoir ist vom Erdboden verschwunden und der kleine Weg ist schon gar nicht zu finden. Wir erreichen den Campingplatz kurz vor 19:00 Uhr in der Dämmerung.
Es war ein heißer Tag. Der Speicher meiner Trekkinguhr drückt unseren Erschöpfungszustand in Zahlen aus, 7 Stunden 40min, Wanderzeit, große Pausen haben wir uns nicht gegönnt, 1170m An- 400m Abstieg und allem Überfluss, waren wir auch noch mit 6 Liter Wasserreserve und einer Flasche Wein zusätzlich belanden, waren für eine wilde Zwischenübernachtung gerüstet.
Was wir jetzt nur noch wollen ist im Campingplatzrestaurant der Völlerei hingeben. Auf unsere Frage bis wann es hier Essen gibt antwortet uns der gute Mann hinter dem Tresen: bis 20:00Uhr. Ich hätte der Mimik der Köchin größere Beachtung schenken sollen. Denn sie wirft bei der Zeitangabe die Stirn in Falten. Bis 20:00Uhr, da bleibt ja Zeit, sich ausgeh fein zu machen und so sitzen wir um 19:30 kalt geduscht und in einer sauberen Garnitur Wäsche am Tisch, doch mehr als Kressesuppe und belegte Brote hatte die Küche nun nicht mehr zu bieten. Jetzt entdecken wir auch das Schild mit offiziellen Öffnungszeiten, bis 19:00 Uhr. Wir verzichten auf das Restessen. Enttäuscht verlassen wir das Restaurant. Im Rucksack haben wir noch eine Trekkingmalzeit Elchfleisch Gourmet Eintopf.
Zu etwas spätere Stunde referiert ein halbwegs gebildeter junger Mann aus der Studiengruppe über das Universum. Er nutzt die Freiluftduschen als Auditorium. Eine Handvoll weiblicher Zuhörer lauscht interessiert seinen Ausführungen über die Krümmung in der vierten Dimension, die Rot Verschiebung und schwarze Löcher. Es ist eine milde Frühlingsnacht, die Zikaden zirpen, die Frösche quaken und der junge Mann verblüfft das weibliche Publikum, mit dem Vergleich, das eine Galaxie im Grunde nicht anderes wäre als ein Hot Dock.
Ich bin mir sicher, Frosch, Zikade, Mensch, die Themen mögen sich unterscheiden, aber im Grunde geht es allen nur um das Eine, den Erhalt der Gattung.




6. Tag Mittwoch 24.02.2010
El Cedro - El Cerado

Unsere Route führt uns heute erst einmal entlang des Cedro Baches durch den Lorbeerwald.
Ein paar tief ziehende Wolken täten der Stimmung gut, doch der Himmel ist klar. Die langen Bartflechten, die an den bemoosten Bäumen hängen, fischen keinen Tau aus dem Nebel. Ähnlich schattig, grüne Touren entlang eines Baches könnten wir auch in der Eifel haben, nur ist es dort ruhiger, denn was wir sonst noch an Zauber im Nationalpark Nebelurwald zu finden hofften, ist vor der Menschenmenge in Wanderstiefeln auf der Flucht.
"Durch den Bosque del Cedro nach Hermigua" gilt als Paradetour der Insel.Der Einstieg wird mit Busen angefahren und ab dann geht es gemütlich bergab. Wir sind bergauf unterwegs und in der Rush Hour des Entgegenkommens herrscht ein Gedränge, wie an einem Adventssamstag auf dem Weihnachtsmarkt. Kaum liegt der Parkplatz an der Höhenstraße hinter uns ist Ruhe.
Die Waldläufer haben am Stausee "las Cabecitas" ihr Zelt aufgeschlagen. Wir wollen es ihnen gleich tun. Doch kaum verlassen wir den Nationalpark ist die Gegend geprägt von unzähligen bewirtschaften Parzellen. Unsere Vorgänger übernachteten im Nebel, blieben unbehelflich und im Stausee befand sich vor zwei Jahren wohl auch noch Wasser, jetzt wirbeln Baufahrzeuge im trockenen Grund Staub auf.
Wir suchen mehr als eine Stunde auf abgelegenen Seitenwegen nach einem möglichen Lager und finden schließlich an einem betonierten Wasserreservoir einen geeigneten Platz, den man von der Straße aus, nicht einsehen kann. Auf dem Feldweg, der dort hinführt, wächst mannshohes Wildkraut. Die Piste wird also kaum befahren, das sind die Grundvoraussetzungen für wildes Zelten. Doch was dem Fleck gänzlich fehlt, ist die Romantik und so lassen wir unsere Rucksäcke erst einmal unausgepackt.

Bei einem Blick in die Kompass Karte entdecke ich, dass das nächstgelegene Dorf El Cercado gleich mit zwei roten Häuschen gekennzeichnet ist. Ein rotes Häuschen bedeute laut Legende: Gasthof, Hotel.
Es ist 17:00 Uhr, uns fehlt es nicht am Geld und wenn wir die Alternative haben übernachten wir auch gerne in einem Bett, also ziehen wir weiter, auch wenn ich mir nicht sicher bin.

Kurz vor dem Dorf fragen wir nach und meine Zweifel werden bestätigt: Ein Hotel gibt hier nicht. In Chipude ja, aber nicht in El Cerado.
Mit dem "Komma" in der Karte zwischen Gasthof, Hotel war ein "oder" gemeint.
Gudrun bleibt hartnäckig und ändert bei unserer nächsten Begegnung mit einem Einheimmischen die Fragestellung: So suchen wir nicht mehr nach einem Hotel sondern nach einer Übernachtung und erhalten den Ratschlag, an der Hauptstraße im mittleren der drei Keramikläden bei Rufina nach zu fragen.
Rufina hat eine Bleibe. Sie ist Geschäftsfrau und konkurrenzlos und so bekommen wir ein Zimmer im selben Haus im dem Maja wohnt. Einer jungen Schweizerin, die bei ihr das Töpfern lernt. Eine Wohngemeinschaft mit frischem Laken zum Preis eine 3 Sterne Apartment aber wir wollen uns nicht beklagen. Wir sind unter.
Aus dem Tal der Könige driften Wolken heran, bleiben aber knapp unter tausend Meter hängen und so genießen wir einen farbgewaltigen Sonnenuntergang, über den grauen Schleiern.
In der Bar Maria haben wir beim Essen soviel Auswahl wie bei unserer Zimmersuche, es gibt ein Menü:
Kressesuppe mit Rufio, conejo mit Papas arrugadas und hausgemachter mojo und als Nachtisch eine Apfelsine, einfach, kanarisch, gut wie auch der Hauswein.
Zurück in unserer Wohngemeinschaft, hat Maja einen alten Holzofen befeuert und läd uns auf eine Tasse Tee ein. Sie ist 23 und seit ein paar Jahren im spanische sprechenden Raum unterwegs. Mittel Amerika, Andalusien die Kanaren. Sie arbeitete als Köchin, als Aushilfe bei Kleinbauern oder auf Campingplätzen, und lernt gerade bei Rufina das Töpferhandwerk. Im Sommer geht es weiter, dann will sie vielleicht in Teneriffa studieren oder sich auf einem großen Segelschiff als Köchin verdingen, um so nach Brasilien zu kommen, denn in Brasilien könnte sie sich vorstellen sesshaft zu werden.
Ich verkneife mit altklug zu erwähnen, dass sie dafür dann doch noch Portugiesisch lernen müsste, so wunderbar schwerelos, wie Maja ist, wird sie auch das meistern.




7. Tag Donnerstag 25.02.2010
El Cedro nach Vallerhormoso

Bevor wir uns auf dem Weg machen, schauen wir noch einmal im Keramikladen vorbei und verabschieden uns von Maya und Rufina. Die beiden Frauen auf der Terrasse beim Bearbeiten ihrer Töpferware sind so fotogen, dass wir nicht widerstehen können, und erfahren danach, dass Rufina wohl die meist fotografierte Frau auf Gomera ist.
Bei der Überschreitung der Insel diesmal von Süd nach Nord streifen wir auf einer ruhigen Nebenrute durch den Nebelurwald. Aber in diesem Wald gilt die einfache Formel, ohne Nebel kein Zauber, dafür ermöglicht das klare, sonnige Wetter den ein oder anderen weiten Blick über die Baumkronen hinweg auf die Küste.
Bergab, aus dem Wald heraus ist der sandige Weg mit Kakteen gesäumt, doppeltes Risiko, Gudrun rutsch und greift beim Sturz ins Verderben. Einen Großteil der Stacheln können wir vor Ort beseitigen, doch die Nachlese wird Gudrun noch den Rest des Urlaubs beschäftigen.
In Vallerhormoso wir steuern bei unserer Zimmersuche direkt im Ortseingang den Kiosko Bar Garajonay an. Die Wegbeschreibung mit dem Hinweis, günstiges Apartment habe wir von Maja und so mieten wir uns zu einem Freundschaftspreis für zwei Nächte in eine geräumige Wohnung an. Sie liegt etwas außerhalb, vor dem Ortseingang, doch was wir anfänglich als Nachteil ansahen, erweist sich als Segen, denn der Karneval auf den Kanaren hat einen langen Atem, auch mehr als eine Woche nach Aschemittwoch ist die letzte Sardine noch nicht verbrannt. In Vallehermoso bekommt sie eine Gnadenfrist bis Samstag und so lange wird gefeiert. Wer an diesem Wochenende Ruhe sucht, ist in den vielen Unterkünften innerhalb des Dorfes fehl am Platz.
Donnerstagnacht legt sich ein großer heller Ring um den Mond. Ich kenne kein bedrohlicheres Wetterzeichen. In diesen Stunden wird ein Sturm geboren der in den nächsten Tagen auf dem Festland in Europa viele Opfer fordern wird. Uns streifen nur die abgeschwächten Ausläufer.




8. Tag Freitag 26.02.2010
Vallerhormoso.

Wir begeben uns heute auf eine große Aussichtsrunde mit dem Tagesrucksack über einen schönen Camino zur Ermita de Santa Clara und zum Paya de Vallehermoso. Es ist warm, in den kräftigen Wind mischen sich stürmische Böhen. Wir dösen eine Stunde am Kiesstrand, im sicheren Abstand zur hohen Brandung.
Unsere Wahl zum schönsten Ort Gomeras fällt auf Vallerhormoso. Im Schatten seines markanten Hausberges dem Roque El Cano füllt das Dorf ein Tal aus, ohne zu wuchern.
Abends gönnen wir uns eine halbe Stunde Dorfkarneval und sehen zu, wie der Fisch aus Pappmaschee mit Sambaklängen im Festzelt Einzug hält. Morgen wird die Sardine dem Feuer übergeben. Später hören wir in unserer Unterkunft, die Musik nur noch aus der Ferne.




9..Tag Samstag 27.02.2010
Vallerhormoso - Playa de Alojera

Ich starte den Tag mit einer Selbstüberschätzung, denn ich habe für heute geplant, auf einer küstennahen Wegvariante von Vallerhormose nach Valle Gran Rey zu laufen.
Es wäre ein guter Tag für eine Nebelwaldwanderung. Das Insel Innere ist in Wolken gehüllt, an der Küste ist der Himmel nur grau, die Wiesen sind grün und wir fühlen uns wie nach Irland versetzt.
Auf einer Tafel am Parkplatz in Cubada lesen wir das Versprechen, dass uns der G132 ausgezeichnet, bis Vallerhormoso führen will

und so begehen wir den Fehler nach Alojera abzusteigen, statt wie aus Karten ersichtlich, uns den mühlseligen Abstecher zu ersparen und ein Stück Straße zugehen. Aber seit der Tour nach Cedro zweifele ich an dem bunt bedruckten Papier. Der Weg hinab zur Ansiedlung ist trist. In dem zersiedelten Dorf angekommen, stürmen wild kläffende Wadenbeißer aus unverschlossenen Hofeinfahrten und nötigen mich zu kurzen Demonstrationen, wer in dieser Arena das gefährlichere Raubtier ist.
Ich hasse das Gebrüll!
An einer Bushaltestelle lässt sich Gudrun die Karte zeigen. Sie hat ja recht. Der Tag hat seinen Zenit längst überschritten, wir haben aber kaum die Hälfte der Tour hinter uns und als Nächstes geht es erst einmal siebenhundert Meter Berg auf. Auf den Bus müssen wir nicht warten, der fährt Samstag nicht. Es soll ein Taxi geben, erfahren wir in einem Café, es steht an der Hauptstraße, doch der Wagen scheint gerade auf großer Fahrt zu sein, denn er bleibt unauffindbar.
Ein älterer Herr gondelt gemütlich in einem großen Geländewagen mit heruntergelassen Seitenfesten an uns vorbei, ansonsten scheint der Ort ausgestorben. Der Spazierfahrer reagiert auf Handzeichen. Er hält an und ist hilfsbereit. Nach einem kurzen Anruf, versichert er uns das uns ein Taxi am Playa de Alojera abholen wird und bis zum Playa könnte er uns mitnehmen. Also steigen wir ein und gehen der Spinne ins Netz.
Wir fahren mit dem freundlichen, älteren Herrn in seinem großen Wargen überraschend lange auf kurvenreicher Strecke bergab bis ans Ende der Welt. Aber eines der schöneren Enden und so stranden wir am Playa de Alojera. Eine verwitterte Apartmetalage an einer kleinen Bucht mit schwarzem Strand eingerahmt von schroff ins Meer stürzenden Felswänden.
Während wir auf das Taxi warten, bestelle ich mir im Bar/Restaurant Prisma, der einzigen Versorgungsstation in der Anlage, einen Kaffee, doch der wird kalt, denn ich versuche in aller Eile noch vor unserer Abfahrt, den Zauber des Ortes auf Diafilm zu bannen.
Abfahrt?
Ich spreche aus war Gudrun denkt. Wir wollen bleiben. Also suchen wir unseren Entführer, der hat sein Apartment vor Ort, das er im Stillen uns zugedacht hatte, weil er ahnte, dass wir Romantiker sind, gerade anderweitig vermietet. Er bleibt aber hilfsbereit. Er bestellt das Taxi ab und vermittel uns eine Unterkunft.
Wir beziehen ein Apartment im 1 Stock und beeilen uns mit dem Essen. Um 16:00 Uhr sind wir die letzten Gäste, die bedient werden. Das Essen ist vorzüglich. Abends macht die Bar wieder auf.
Ich habe zufällig eine Flasche Wein im Rucksack. Wir machen es uns auf den Balkon gemütlich. In der ersten Etage sitzen wir wie auf dem Sonnendeck eines Kreuzfahrtschiffes, nur dass die Sonne nicht scheint, muss auch nicht. Es ist bewölkt und es regnet ein wenig, Doch das Meer hat einen starken Auftritt. Es ist aufgewühlter, wilder als es das lokale Wetter vermuten lässt. Die mächtigen Wellen, die gegen vorgelagerte Felsen branden, beziehen ihre Energie von einem Sturm, der über hoher See tobt und haben trotz der Wellenbrecher, noch soviel Schwung das sie erst, außerhalb unseres Sichtfeldes unter unseren Balkon auslaufen.
Im Stillen komme ich mit mir überein, wenn es Mal Zeit ist, in aller Abgeschiedenheit und in Angesicht des Meeres, einen großen Roman zu schreiben, dann Playa de Alojera genau der




10. Tag Sonntag 28.02.2010
Playa de Alojera - Valle Gran Rey

Gudrun zögert beim Frühstück, aber das Wetter ist zu gut, um in Playa de Alojera zu bleiben. Bei Regen hätten wir unseren Ausguck in der 1 Etage nicht aufgegeben. So kommt der Taxifahrer doch noch zu seinem Geschäft.
Wir lassen uns an die Stelle fahren wo der GR132 die Straße nach Taguluche kreuzt und sparen uns einen halben Tagesmarsch auf Asphalt und Schotter. Der Höhenwanderweg Richtung Arure schmiegt sich an die Steilwand und bietet grandiose Aussichten. Gestern wären wir auf diesem schmalen Pfad eine Handbreit neben dem Abgrund im Nebel marschiert.
Über der Hochfläche La Mercia ist der Himmel groß und blau und wir können einzelne weiße Wolken beobachten, wie sie gemächlich über das Meer von Insel zu Inseln segeln.
Ein erster Blick aus 800 Meter Höhe auf Valle Gran Rey, dem Grundriss einer weitläufig zersiedelten Touristenstadt schreckt nach all den schönen Dörfern die wir auf unserer Tour hatten ab. Der steile steinige Abstieg nach La Calera mit dem schweren Rucksack ist ein Knochenjob.
Es ist Sonntag. In Valle Gran Rey der Hochburg der Apartmentanlage sind wir dann noch knappe zwei Stunden unterwegs, bis wir eine Unterkunft haben. Abends bin ich erschöpft und müde.




11. und 12. Tag 01. bis 02.03.2010
Valle Gran Rey

Wir ergehen uns in Müßiggang.
Es gibt Wandertouren vor Ort, doch das Wetter bleibt unbeständig und unser Rotherwanderführer rät bei Sturm und Regen vor diesen Klettertouren in der großen Schlucht ab.

Aber für Valle Gran Rey haben wir spezielle Wegbeschreibungen von ausgewiesenen Gomera Kennern und die führen uns auf einen Mochito ins Kakadua zum Sunset und der Vollmondparty in die Casa Maria und gutes Essen gibt es im El Pescador. Die "Dorstener Gomera-Valle-Gran-Rey Fan Gemeinde" ist so groß, dass es uns nicht wirklich verwundert, gleich bei unserem ersten Rundgang durch das Dorf auf bekannte Gesichter zu stoßen.






13. Tag Dienstag 03.03.2010
Roque de Agando - Playa de Santiago

Um 8:00 Uhr morgens fährt der Bus, der uns von Valle Gran Rey zum Fuße des Roque de Agando bringt.
So schneiden wir ein Stück Landschaft aus Gomera, wie aus einer Torte, das wir uns für einen späteren Besuch aufheben. Mit Motorkraft überwinden wir in knapp zwei Stunden eine Strecke, für die wir zu Fuß 2 Tage benötigt hätten.
Heute bewegen wir uns gemächlich bergab, durch ein Tal das sich zu einer Schlucht verengt Richtung Playa de Santiago. Der Margeritenwald, ein Wasserfall, Agaven und Palmen und die markante Zinne des Roque de Agando, die Landschaft wirkt auf weiten Strecken wie ausgedacht, als hätte sie ein Landschaftsarchitekt für einen Robinson Cruso Freizeitpark entworfen. Kaum zwängt sich aber eine Hochspannungsleitung mit in die Schlucht verflüchtigt sich der Eindruck.
Bei unserer Ankunft legt gerade die kleine Fähre ab, dass zwischen San Sebastian und Valle Gran Rey verkehrt und in Playa de Santiago einen Zwischenstopp macht. Der Fährbetrieb war tagelang eingestellt. Jetzt liegt das Meer so ruhig und flach vor der Mole, als hätte es sich nachhaltig beruhigt. Das lässt hoffen. Unsere Überfahrt ist in zwei Tagen.
Das Apartment, das wir uns in einem italienischen Restaurant an der Hafenpromenade mieten, geht leider nach hinten heraus, dafür ist es aber das komfortabelste der ganzen Reise.
Abends gehen wir Essen. Wir werden mit steifen Kellnerposen bedient. Später wird in uns in einem Hafenkaffee der Rotwein in langstieligen Gläsern serviert. Das nahe 5Sterne Golfhotel wirft seine Schatten auf den kleinen Ort, schlägt sich aber nicht allzu verteuernd auf die Preise nieder.






14. Tag Mittwoch 04.03.2010
Santiago - Playa de la Guancha

Gleich zu Anfang der Tour ernten wir Bewunderung, die wir nicht verdienen.
"Mit den Rucksäcken wollt ihr heute noch bis nach San Sebastian?"
Wir nicken, verbergen unsere wahren Absichten. Mit Lebensmitteln und ausreichend Wasser im Gepäck sind wir für eine Übernachtung im Freien gerüstet.



Der Wanderführer veranschlagt für die Strecke
Santiago - San Sebastian sieben Stunden reine Gehzeit, das wollen wir uns nicht antun.
Die verwaiste Kulturlandschaft ist zu schön, um zu hetzen. Die verwilderten Terrassen an den Hängen der Schluchten und die verlassenen Ansiedlungen auf den Hochebenen geben Zeugnis von belebteren Zeiten, als Menschen hier noch ihren Lebensunterhalt bestritten. Jetzt wandern wir allein. Die Landschaft grünt und blüht nach dem Regen der letzten Tage, doch bei genauem Hinsehen erkenne ich, wie ausgemergelt und steinig der Boden unter der dünnen Vegetationsschicht ist. Der Süden der Insel ist bekannt für seine Trockenheit.
Ich bedauere es, hier nicht Zelten zu können, die Terrassen wären ein ideales Gelände, und die Gegend hat die besondere melancholische Aura, doch wir müssen weiter.
Geplant ist, morgen Mittag die Fähre in San Sebastian zu nehmen und so werden wir heute bis zum Abend laufen müssen, damit wir morgen früh nicht in Zeitnot geraten.
Das Bedauern wird um so größer je näher wir der Feriensiedlung am Playa de Cabrito kommen. Das Gelände wird zu steil zum Zelten und mit der Ruhe ist es auch vorbei. So ziehen weiter bis zum Playa la Guancha, der vermeintlich letzten Gelegenheit, vor San Sebastian ein wildes Lager aufzuschlagen. Auf unserem Zeltplatz am Kiesstrand fühlen wir uns nicht wohl. Das kleine weiße Haus am Strand ist unbewohnt, weißt aber darauf hin, wie nah wir größeren Ansiedlungen sind und wie hoch die Wahrscheinlichkeit von ungebetenen Gästen ist.
Zum Meer hin schützt uns ein Kieswall vor hohen Wellen und neugierigen Blicken. Unser Zelt schlagen wir erst nach dem Essen in der Abenddämmerung auf.






15.Tag Donnerstag 05.03.2010
Playa de la Guancha - San Sebastian

Gudrun meint, in der Nacht hätte Bote den Strand mit Scheinwerfern abgesucht. Mein Schlaf bleibt unbehelligt.
Wir bauen das Zelt ab, verstauen die Ausrüstung, dann Frühstücken wir.
Auf den verbleibenden zwei Stunden Weg nach San Sebastian hätte es dann doch noch schöne Zeltterrassen hoch über dem Meer gegeben.
Am Hafen bleibt wenig Zeit für wehmütige Abschiedsgefühle, wir beeilen uns eine Fähre früher zu bekommen und sind die letzten Passagiere.
Bei ruhigen, sonnigen Wetter genießen wir die Überfahrt, wir bleiben im Heck des Schiffes bis Gomera auf Fotoformat zusammengeschrumpft ist. Dann wechsel wir zum Bug und sehen den Touristenmoloch Los Christianos auf uns zu kommen.


Rolf Puschnig



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