Reiseberichte
 



Prolog

Vor unserer Reise habe ich mir Bölls Irisches Tagebuch gekauft.
Es ist mein zweites Exemplar, das Erste müsste 25 Jahre alt sein. Es ist vergilbt und verstaubt und ich habe es in den Weiten meines Bücherchaos nicht auftreiben können. Bölls kleines Buch hat vor einer Ewigkeit den Keim zu dieser Reise gelegt. Den hohen Anspruch vor meinem ersten Irlandbesuch Ulysses von Joys gelesen zu haben, habe ich nach vier vergeblichen Versuchen dieser Wortakrobatik zu folgen, aufgegeben.

Anreise von Köln nach Galway

Wir reisen mit dem Bus an, von Köln nach Galway. Die Reise dauert 26 Stunden und ist zu ertragen. Jeder Passagier hat seine eigene Sitzbank. Für den Busunternehmer ein Verlustgeschäft. Ich kann in so vielen Position unbequem liegen, dass alle Gelenke, Sehnen und Bänder gleichmäßig leiden.
Über dem Ärmelkanal auf kablieger See. Im Schiff liegen Tüten aus, auch im Restaurant, damit das Verspeiste im Fall der Fälle nicht wieder auf dem Teller landet. Ein Schulausflug nach Disneyland. Die Altersklasse der Pupatierenden ist auf der Fähre überproportional vertreten. Sie ziehen lärmend in gleichgeschlechtlich Horden durch das Schiff, angezogen vom anderen Geschlecht. Das hormonelle Spannungsfeld stattet sie mit einem besondern Bewegungsdrang aus. So wird ihr Magen bei unruhigem Wellengang doppelt belastet und manche tragen ihre mit Erbrochenen gefüllten Tüten wie Trophäen mit sich herum.

Es ist Freitag. Die Fähre Richtung Dublin legt um 24 Uhr ab.
Vier Stunden Schlaf summieren sich zu einer halben Nacht. Männer im arbeitsfähigen Alter Wochenendväter, Wochenendbrüder-und Freunde bevölkern das Schiff. Es scheint immer noch das Gefälle Richtung England zu geben. Die Pendler sind gut ausgerüstet mit Isomatten und Schlafsäcken und richten sich schnell ein. Die besten Plätze, auf den Ledersofas in der Loge oder auf den wenigen Quadratmetern Schiffsboden, der mit Teppich ausgelegt ist, sind belegt, bevor das Schiff ablegt.
Wir halten jeweils zwei Sessel besetzt und ziehen uns die Schuhe aus bevor wir uns ausstrecken. Die See ist friedlich. Diese große Fähre macht ruhige Fahrt. Bald ist nur noch das dumpfe sonore Brummen des Schiffsdiesels und die unzähligen Schlafgeräusche zu hören.

In Galway werden wir erst einmal vom Linksverkehr überwältig und schieben unsere Räder.
Wir finden eine stadtnahe Unterkunft bei einer dreiundachtzigjährigen B§B Wirtin, sehr Englisch, zerbrechlich und zwergenhaft. Ihre Welt, gefüllt mit unzähligen Andencken aus besseren Zeiten, verstaubt. Ein paar Straßen weiter strotzt Galways Innenstadt vor Farbe, Kraft und Leben.

1. Etappe von Galway nach Balyvaghan.

Wir werden 2 Mal nass und 2 Mal trocken und fahren den lieben, lagen Tag durch ein nicht enden wollendes Neubaugebiet. Alle paar Kilometer findet sich zwischen moorigen Wiesen und Weiden ein Nest mit zwei, drei oder vier frisch aus dem Ei geschlüpften Häusern. Die Landschaft wird zersiedelt und nicht nur rund um Galway. Diese Verwüstung nennt man in Fachkreisen Bungalowblitz. Der Baustill ist nachweislich durch die Fernsehserien Dallas und Denver inspiriert, eingeschossige Gebäude mit Grundfläche 200 bis 300 qm, an Bauland mangelt es hier nicht. Es könnte ja mal zufällig die unzählige Verwandtschaft aus Übersee anreisen. Das Haus betritt man vorzugsweise durch ein Säulenportal. Die Vorgärten sind geschottert, asphaltiert oder es ist Kies aufgeschüttet. Das allgegenwärtige irische Grün muss ja nicht bis vor die Haustür reichen.
Es geht das Gerücht, das sich in jedem dieser aufgeblähten Prachtbauten, eine fensterlose, kleine Kammer befindet, in der das englische Dienstmädchen ein karges, freudloses Dasein fristet.
Du musst kein Fachmann sein, du brauchst dir nur Rohbauten anzusehen, um zu wissen, dass aus diesen Bausünden keine Erbsünden werden.

In Ballyvagan beziehen wir Quartier. Ein guter Ausgangspunkt, um in den Burren zu wandern. Die Burren sind ein von der Zeit auf ein paar Hundert Meter herunter geschliffenes Hochgebirge. Es reiht sich ein nackter Kalksteinhügel an den anderen, verkarsten und zerklüftet. Das Gestein liegt auf Erde wie eine schorfige Kruste. Nur in ausgewaschen Rinnen und Rissen hält sich Humus für ein wenig Vegetation. Mauern gedeihen hier bestens.
"No Tree to hang Man"
soll einmal ein General mit Bedauern festgestellt haben, ich kann dem nur hinzufügen: Nicht einmal ein Stöckchen, um mit einem Hund zu spielen. Das kluge Tier kennt es nicht besser und legt mir Steine vor die Füße.

Kaum landen wir auf einer "Green Road", einem alten Karrenweg, der von Bruchsteinmauern eingefasst wird, haben wir einen Begleiter, einen langhaarigen, kräftigen Border Collie. Der Hund bleibt stehen, wenn wir stehen und macht uns so deutlich das Er nicht zufällig unseren Weg teilt. Bald fange ich an mit ihm zu reden, frage ihn, ob er sich hier als ortskundiger Fremdenführer verdingt, bekomme aber keine Antwort. Statt dessen legt er mir einen Stein für die Füße. Vorerst bin ich nicht zu erwärmen, ignoriere die Annäherungsversuche. Auch daraus lässt sich ein Spiel machen. Beim nächsten Stein legt sich der Hund auf die Lauer, kaum nähert ich mich auf ein paar Schritte der "Beute", stürmt er heran und nimmt ihn wieder auf, als wäre es ein Wettlauf. So angepriesen kann ich nicht anders. Plötzlich bin ich schneller, habe den Stein in der Hand, nur um ihn gleich wieder wegzuwerfen. So hat es sich der Hund gedacht. Es wird eine raue Jagt. In der Hatz läuft das Tier schon einmal gegen eine der vielen geschichteten Mauern, die die Landschaft in unzählige fruchtlose Parzellen aufteilen. Oder es gelingt ihm, die steinharte Beute im Flug zu erhaschen. Ich bin beeindruckt, der Hund weniger und der Stein gar nicht, nicht von einem Hundebiss, das ist weniger, als eine Episode in seiner geologischen Existenz und der nächste Regenguss wird die blutigen Spuren abspülen. Ich erahne, welche Verletzung dieses Spiel in einem Hundegebiss anrichten kann. Es wird Zeit, das Spiel zu beenden.
"Aus!"
Mit der nötigen Schärfe in der Stimme hörte der Hund aufs Wort. Ein Spielzeug aus Holz ist in dieser baumlosen Welt nicht zu finden. Der Hund blieb unser Begleiter. Er verschmäht unsere Wurst, lässt sich von mir auf dem Rücken liegend, das wollige Fell zerzausen und erweißt sich als äußerstes geländegängig. Mauern um Einmeterundfünfzig sind für ihn so wenig ein Hindernis, wie die steilen Felsstufen, die in unserem Wanderbuch als schwierige Passagen beschrieben sind. Nur als Navigationssysteme taugt er nicht. Wir verlaufen uns. Trotz einiger Umwege endet die Tour, wo sie begann. Auf den letzten Kilometern machten wir uns Sorgen. War das nur eine Adoption für ein paar Stunden? Wann hört diese Verfolgung auf? Oder wird uns dieser Hund bis auf befahrenen Straßen begleiten? Kurz vor Erreichen unseres Zieles beginnt unsere Begleiter sein Revier zu markieren, er biegt in die letzte Hofeinfahrt vor der Straße ein und sieht uns noch einmal kurz nach.

Durch diese Begegnung lerne ich den Zauber meiner Stimme kennen. Du radelst gemütlich durch Irlands friedliche Hügellandschaft und plötzlich stürmt ein wildgewordener Hund aus einer unverschlossenen Hofeinfahrt auf dich zu, weil er meint, bei Radfahrern seine Jagdinstinkte ausleben zu dürfen. Ob Pinscher, Terrier oder Rotweiler es ist immer eine heikle Situation, das Vieh muss dir ja nur unglücklich vor das Vorderrad kommen.
"Verpiss dich du Drecktöle."
lautet mein Zauberspruch, dreifach wirksam. Ich bin von Natur aus, mit einer kräftigen Stimme ausgerüstet worden, dann ist dem Tier wohl nicht geheuer so unenglisch angebellt zu werden und zu guter Letzt: Die Formulierung ist wohl gewählt.
"Hau ab du Drecks Köter"
zeigt nicht dieselbe Wirkung. Das P in "verpiss dich" ist wie ein Peitschenhieb, der das Tier in der Dynamik des Angriffs triff und es ausbremst, mit dem langen ö in "du Drecktöle" vergrölle ich den Angreifer auf dem Rückzug, oder ich überzeuge Zögerliche. Nicht jeder tierische Wahn lässt sich so bändigen, aber meine Quote liegt bei neun von zehn.

Weißbrot ist was für die überhitzten Sandstrände am Mittelmeer. In Irland gibt es gutes Brot. Es hat Biss. Es füllt den Mund. Es passt zur Landschaft. Ich bin angenehm überrascht, stehst du dann noch vor einer Käsetheke. Die etwas zu bieten hat, freust du dich schon auf die Pause an der rauen Küste.

2 Etappe von Balyvaghan in die Slieve Aughty Mountains

Ich habe schon von diesen winzigen, blutgierigen Fliegen gehört und gelesen: Black Flys oder Midges genannt, eine biblische Plage. Doch die meisten mündlichen Berichte siedelte ich im Land der Mythen und Sagen an.
"So schlimm kann es dann doch wohl nicht sein!"
In den Slieve Aughty Mountains bin ich den Plagegeistern zum ersten mal begegnet und ich entschuldige mich bei all jenen, die ich der Übertreibung bezichtigte.
Aber der Reihe nach:

Wir wissen, dass wir die Strecke bis nach Porttunna nicht an einem Tag bewältigen können, geplant ist es zwischen Gort und Portumna in den Slieve Aughty Mountains zu campieren.
Am späten Nachmittag erreichen wir diese weitläufige Hügellandschaft und ich beginne mir Sorgen zu machen. Mauern, Zäune, Hecken, verschlossenen Tore und Gatter, die Fichtenschonungen und Wiesen rechts und links der Straße sind lückenlos abgeriegelt. Vom Süden her kriecht unübersehbar eine dunkle Wolkenfront heran, die nichts Gutes verspricht und was auf unserer Karte wie ein Ort eingezeichnet ist, entpuppte sich als verstreute Siedlung.
Wo bekommen wir unser Wasser her?
Fünf Liter sind das Minimum, wenn du zu zweit im Freien übernachten willst und unsere Trinkflaschen sind auch leer.
Kaum häufen sich die Sorgen, erhört mich ein guter Geist und pflanzt einen Wasserhahn an die Straße, aus dem das kostbare Nass, klar und kalt heraussprudelte. Knapp einen Kilometer weiter, findet sich am Straßenrand ein offenes Tor. Der Weg führt in den Wald. Die hohen gemauerten Pfosten und das Gatter sind von Brombeeren umrankt. Das hat seit Jahren kein Mensch mehr geschlossen, sodass wir mit der Gewissheit die Straße verlassen, die Einfahrt auch Morgen offen vorzufinden.
Im Wald ist der Boden sandig und verschlammt. Wir müssen die Fahrräder schieben. Der Weg führt bald in sumpfiges Weideland und wir finden eine halbwegs trockene Wiese. Es gilt sich zu beeilen, das Zelt muss aufgebaut, die Ausrüstung verstaut werden. Die dunkle Wolkenfront steuert unaufhaltsam auf uns zu und zieht eine Regenschleppe hinter sich her, die das Land niederdrückt.
Über die winzigen Gewittertierchen die die Luft bevölkern mache ich mir keine Gedanken. Sie passen zum Wetter, und als meine Haut zu brennen, und zu jucken beginnt, sehe ich mich nach Brennnesseln um. Kaum eine Minute später begreife ich den Zusammenhang, da hat sich die Anzahl der winzigen Plagegeister und das Brennen schon mehrfach potenziert. Zehn würde ich gar nicht bemerken, hundert könnte ich Ignorieren, aber es sind tausend, kaum größer als einem Millimeter, setzten sich auf die Haut wie Flugasche. Gegen Mücken kannst du dich wehren, du kannst sie vertreiben, erschlagen. Mücken sind körperlich, Mitges sind wie ein giftiger Bestandteil der Luft.
Ist es Säure?
Oder mit welchen Beiß, Saug- bzw. Stechwerkzeug, verletzten die winzigen Lebewesen deine Haut so nachhaltig, dass es bis zu zehn Tage braucht, bis die winzigen Wunden verheilt sind. Nicht zu vergessen die neun Nächte, in denen du dich im Halbschlaf blutig kratzt.
Wie fliehen ins Zelt, wagen uns nur bis auf Augenschlitze vermummt, vors Moskitonetz. Denn selbst der ergiebige Regen, der bald niedergeht, vertrieb die Plagegeister nicht.

3 Etappe von den Slieve Aughty Mountains nach Shannombridge

Die Landschaft ist unspektakulär und erinnert mich ans Münsterland.

Es ist in jedem Reiseführer nach zu lesen. Das Klima in Irland ist dank des Golfstromes so mild, das hier Palmen wachsen, aber muss deshalb in unzähligen Vorgärten eine Yuka stehen. Ich glaube es doch so. An der Küste bei sonnigem Wetter mag es ja angehen, du vergisst für einen Moment, dass der nächste Regen schon im Anzug ist. Aber wenn du in einer weiten, einsamen Moorlandschaft in Nebenschleier gehüllt, an der Straße Palmenerscheinungen hast, wirkt das so unecht, wie die aus Mode gekommenen Goldzähne. Ein Trost: In Connemara haben wir Exemplare entdeckt auf dessen Stamm saftig grünes Fadenmoos wuchs, also doch Irland.

4. Etappe von Shannombridge nach Strokestown

Irland wächst, alles ist in Bewegung. Rohstoffe, Güter, und Arbeitskräfte müssen transportiert werden. Die Städte ersticken am Verkehr und wir mitten drin. Einst haften sich die Häuser an die Lebensadern, wie Kristalle am Faden in einer Salzlösung. Straßendörfer, Straßenstädte, die davon existierten, dass etwas abfällt, das der Kutscher sich Zeit für ein Pint nahm. Jetzt ringen diese Siedlungen im Würgegriff der Verbrennungsmotoren nach Luft und füllen dabei ihre Lungen mit Abgasen.
In Gort queren zwei Nationaltrassen den Ort. Eine Ampel, die den Verkehr zähmt, suchst du vergebens. Über die Straße kommst du nur mit einem Zwischenspurt. Verlangsamt dich ein Handicap, sei es ein Kinderwagen oder alte Beine, muss du warten. Der Verkehr lässt am Abend nach.
In Strokestown umarmt uns die B&B Gastgeberin wie lang vermisste Freunde, als sie unsere Fahrräder sieht, die ersten Cickler seit mehr als einem Jahr und bin geneigt zu sagen:
"Die anderen haben es wohl nicht lebend geschafft."
Der Verkehrsknotenpunkt Roscommen liegt hinter uns und ein paar heikle Kilometer auf einer lebhaften Nationalstraße. Auf dem Land gilt die Devise, "now Limits fahre", was die Straße hergibt.
Wenn der Luftsog eines Zwanzig Tonnen Sattelzugs, der in rasender Fahrt über die holprige Straße donnert, an deinem Gleichgewicht rüttelt, erinnert dich nicht nur der Lärmpegel an Geschützfeuer, nein, auch der Tod sitzt dir ähnlich nah im Nacken, wie in einem Schützgraben. Es genügt eine Unachtsamkeit. Nur eine Meter neben dir rollen die schweren Räder über den Asphalt, und wenn du ihnen in die Quere kommst, sind sie genau so unbarmherzig wie Schrapnellsplitter.
"Mind the road"

Der Radschlag unser B&B Gastgeberin aus Strokestown kommt ein wenig spät. Unser Radwanderführer, der Grundstein unsere Streckenplanung bezieht wie selbstverständlich auch die Nationalstraßen mit ein. Dafür verfluche ich ihn, schreibe im Geiste böse Leserbriefe, oder will im Schadensfalle eine Klage wegen fahrlässiger Körperverletzung anstrengen. Mag ja sein das es fünf oder zehn Jahren, als der Autor die Strecke selbst abgefahren ist, gemächlicher auf Irlands Straßen zuging.
Selbst Krähen, diese unsteten schwarzen Straßengeister, die ich für unverwundbar hielt, weil ich auf unseren Straßen nie ein Opfer sah, zahlen auf Irlands Rennstrecken ihren Blutzoll. Es mag am Fahrstil der Iren liegen und an der hohen Population dieser Rabenvögel. Jedes Dorf, jede Stadt hat ihren eigenen Schwarm, oft eine Hundertschaft. In Ballina bevölkert gleich eine Heerschar dunkler Boten, dem Himmel und warfen einen Schatten, der mit ängstlichem Schweigen einherging. Selbst der Motorenlärm in diesen chronisch verstopften Straßen scheint in solchen Momenten zu verstummen. Meist aber treten die schwarzen Vögel als überschaubare folkloristische Gesangsgruppe auf. Kaum stehst du vor einer Klosterruine oder vor einem verwitterten Friedhof mit keltischen Kreuzen, jenen verwunschenen Orten, die die Landschaft düster anhauchen und der Himmel runzelt seine bewölkte Stirn, dann ist es Zeit, wie auf Bestellung, stimmen die Krähen auf einem nahen Konzertbaum ihren krächzenden Ungesang an.
Auf unseren heimischen Straßen bewundere ich ihre Gelassenheit, manchmal empfinde ich das Verhalten der Assfresser als arrogant und überheblich. Du siehst durch die Windschutzscheibe, die blutige Malzeit und den Gast, der sich daran gütig tut, fährst zügig darauf zu, kommst näher, überlegst schon, wie du ausweichen wirst und keinem Augenblick zu früh, hüpft die Krähe aus der Gefahrenzone. Sie fliegt nicht hektisch auf. Ist nicht auf der Flucht. Sie macht nur kurz Platz, als wollte sie ihre Malzeit, dem Igel, oder dem Kaninchen, das von einem Autoreifen vor Kurzem erst, schnabelgerecht zerlegt wurde, post motem zeigen, wie man sich ordnungsgemäß im Straßenverkehr verhält.
Hier im Westen Irlands verkalkuliert sich der ein oder andere Vogel, aber es wäre keine Krähe, mit dem angeboren Hang, zum dramatischen Auftritt, wenn sie einfach nur totfahren ließ.
Es ist nicht Verdauliches mehr von ihr übrig. Der schwarze Federbalg ist auf dem Asphalt ausgewalzt, nur ein einzelner Flügel ist noch von keinem Autoreifen erfasst worden und hängt mit einer Sehne, beweglich wie an einem Scharnier, an dem schwarzen Federfleck. Es genügt der Luftzug eines vorbei fahrenden Wagens und der Flügel beginnt zu schlagen, ohne je wieder an Höhe gewinnen zu können.

5. Etappe von Strokestown nach Dromhair

Von Strokestown nach Dromhair sind es 90km, kurz vor dem Ende dieser Marathonetappe, sendet mein linkes Bein erste Alarmsignale.
In Dromhair findet in dem einzigen noblen Hotel am Ort eine Großveranstaltung statt und alle Quartiere sind ausgebucht. Auf Nachfrage dürfen wir in dem Park eines alten Herrenhauses zelten. Der Abend klingt sonnig aus.

6. Etappe von Dromhair nach Carrickade.

Es ist der Tag an dem wieder auf die Küste treffen und der Tag, an dem ich zweifele.
Die Etappe sieht auf der Karte nicht all zu kräftezerrend aus und so packten wir noch einmal 20 km dazu und fahren morgens zum Lough Gill einem literarisch wertvollen See, abseits unserer Route.
Gegen Mittag erreichen wir die Küste. Vom Atlantik ziehen die Wolken kühl und nass auf Augenhöhe ins Land. Dem Verkehr weichen wir auf Nebenstraßen aus. Doch in Sligo ist an diesem Wochenende Autorennen, und die Amateurfahrer nutzten den Freitag die Strecke abzufahren, sodass wir auch abseits der Nationalstraßen unseres Lebens nicht sicher sind.
Endlich auf der ruhigen Coust Roud habe ich das Gefühl zwischen Mühlsteine geraten zu sein, die mich langsam aufreiben.
Das Wetter ist freudlos, nass und grau, die Landschaft präsentiert sich sanft geschwungen das bedeutet: Vor uns bäumt sich ein Hügel nach dem anderen auf und die Energiebilanz ist mehr als ungerecht. Ich schinde mich die Steigung hoch, strampele wie ein Ertrinkender in der kleinsten Übersetzung, doch wenn die Kuppe erreicht ist, bekomme ich nicht, was ich verdiene, keine lange erholsame Abfahrt. Der Wirkungsgrad ist miserabel. Nach viel zu kurzer Schussfahrt bremst mich der Gegenwind watteweich aber unerbittlich wie eine Wand.

Der Wind und seine Gesichter:
Hängt er dir im Rücken ist er ein sympathischer unaufdringlicher Helfer, du spürst die Hand kaum die dich schiebt, schaust stolz, welche Ritzel du fährst und glaubst an ein Trainingswunder, während du von der leise schnurrenden Kette wie geölt durch die Landschaft gezogen wirst.
Seitenwind kann schräg hinten aber auch schräg von vorn kommen, das sind sehr ungleiche Brüder, böige Breitseiten sind tückisch, du hängst unter Hochspannung am Lenker bereit jederzeit gegenzusteuern.
Ein kräftiger Gegenwind ist ein Gegner, der dich fordert, da bleibt keine Muße Landschaft zu genießen. Es hilft nicht, sich mit Flüchen gegen ihn zu stämmen, auf dem Ohr ist er taub. Jeder zweite Tritt in die Pedale ist der Wegezoll, den er dir abverlangt.

Es hatte sich ja tags zuvor schon angekündigt.
Mein linkes Bein meldete sich. Im Zusammenspiel zwischen Sehnen, Muskel, Nerven, und Gelenken treten Disharmonien auf. Wenn mich nur Schmerzen plagen würden, verschwänden diese, in die geräumigen Schublade für lästige Unannehmlichkeiten. Doch, um so länger die Tour dauerte, um, so öfter habe ich das Gefühl ins Leere zu treten, als gäbe es ein Leck durch dass die Kraft, die ich durch meinen Fuß auf die Pedale befehle, nutzlos entweicht. An eine physische Grenze zu stoßen verwundert mich. Mein Körper ist mir, seit meiner Geburt ein treuer Begleiter.
Die schmale Küstenstraße lässt nur wenige Blicke aus der Ferne aufs Meer zu. Umzäunte Weiden halten uns auf Abstand. Alle Paar hundert Meter säumt eine Ruine den Straßenrand, Gehöfte, Wohnhäuser, ein Hotel, eine Bar mit verwitterten Reklame Schild über den blinden Fenstern. Stumme Zeugen der Abwanderung im Zwanzigsten Jahrhundert. Ich habe zu kämpfen, mit der Erschöpfung, dem Wetter und meiner Stimmung.
Der Nachmittag beginnt sich als Schatten auf mein Gemüt zu legen. Schon verspüre ich Neid auf den pauschal Tourist, der an einem sonnigen Strand im Süden liegt, als wir eine Tankstelle erreichten in der noch Leben ist.
So bescheiden wie die Landschaft und die einspurige Straße sind, so bescheiden nehmen sich auch die Gebäude dieser Versorgungsstation aus, die sich auf beiden Seiten an den Asphalt schmiegten. Zur Rechten öffnet sich eine sorgsam gepflasterte und ummauerte Bucht, mit zwei Zapfsäulen:
Diesel und Bleifrei Super.
Zur Linken steht ein Wohnhaus mit einem großen Wirtschaftsgebäude ohne Schaufenster. Die Reklamefahne eines Speiseeisherstellers und Pakete mit gestapelten Torfbrequets vor der Tür lassen uns aufmerksam werden. Sollten wir in diesem Niemandsland unsere Tagesration Eis Vanille Schoko bekommen?

Hinter der unscheinbaren Haustür findet sich, eine Oase, ein heller gut sortierter Supermarkt, nicht so groß das man sich darin verlaufen könnte, doch die Auswahl ist überzeugend: Von der Milch bis zum Waschpulver, vom Gebissreiniger bis zum Schulheft, finden sich hier die Produkte aller Lebensbereiche, so konzentriert, dass du dich nicht lange entscheiden mußt: Entweder du nimmst die eine Kaffeemarke zu dem Preis, der ausgeschildert ist oder du lässt es, Auswahl gibt es keine. Und wie es einer Oase eigen ist, ist dieser trockene, helle, warme Raum mit Leben gefüllt. Menschen, die sich gut gelaunt unterhalten.
Solche Dorfläden finden wir an der Küste öfter, gesund und vital wie dieser, aber auch sterbenskranke, düstere Orte, wo nur noch die Tageszeitung frisch ist, der Fäulnisgeruch aus den angetauten Kühltruhen aufsteigt und sich der Staub auf dem dürftigen Sortiment magere Regale Millimeter dick abgelagerte hat.
Das kalte, cremige süße Eis entwickelt heilsame Kräfte. Mein linkes Bein gibt zwar keine Ruhe, tut aber seinen Dienst, und so erreichen wir am späten Nachmittag Carrickade.
Der Campingplatz ist aufgegeben, doch das Gewohnheitsrecht geblieben. Die Küste ist mit Wohnmobilen und Zelten besiedelt und fleißige Hände halten das marode Sanitärhaus sauber. Wir müssen nur auf den Luxus von warmen Wasser, Beleuchtung und Strom verzichten und schlagen unser Zelt, trotz einer kräftigen Brise, direkt am Küstenzaum im Schatten eines verwitterten Wehrturms auf.
Am Abend zieht ein Sturmtief heran, Nord-Nord-West 7 bis 8 in Böen 9 und mir kommen bedenken, ob dieser windumtoste Platz eine gute Wahl ist, doch unser Zelt beweist seiner Nehmerqualitäten, es bieg und windet sich, lässt sich vom Unwetter nicht niederwerfen.
Die Heringe sitzen fest im Boden. Alle Sturmleinen sind gespannt. Über dem 8-mm-Gestänge wölbte sich eine Concon aus dünnem, zähen Stoff, der uns trocken und warm hält und während draußen Regen durchtränkte Böen das letzte graue Licht aus dem Tage waschen, essen wir drinnen Käse und Brot im Schein unserer Taschenlampen und trinken Rotwein. Das Gesöff ist so sauer, das mir bei jedem Schluck die feinen Haare auf der Haut zu Berge stehen. Wir sind erschöpft. Der Alkohol steigt uns schnell ins Blut, trägt unsere Gedanken leicht wie auf einem Luftkissen hierhin und dorthin und schließlich landen wir in Calvi auf Korsika.
Mit wohligem Schauer erinnern wir uns an die flirrende Hitze, das blendende Licht und Dörfer aus Stein. Wir sind uns sicher, wenn wir das nächste Mal auf einer Insel schwitzen und dursten, werden wie uns an diesen Abend erinnern, an dem der Regen und Sturm mit beiden Händen nach uns Griff und uns nicht zu fassen zu bekam.

Sonntag ein Ruhetag in Carrickade

Selbst wenn wir gewollt hätten, bei diesen Windverhältnissen, wären wir mit dem Fahrrad nicht vorangekommen. Wir bleiben, wo wir sind und gönnen uns einen Ruhetag. Mein schwaches Bein dankt es mir. Auf einem kleinen Spaziergang werden wir von einem heftigen Schauer durchtränkt, der Grundstein für eine Nässe die Tage andauern wird.
Am Abend bleibt die Küche kalt. Der Kocher und die neue Gaskartusche können nicht zusammen, die Spitze sticht nicht tief genug ins Ventil. So schnell gebe ich nicht auf. Ich benutze zwei schwere Steine den einen als Amboss den andern als Hammer, nur mein Multitoule passt nicht ins Bild des Urzeitschmiedes doch dann dämmert in mir die Erkenntnis, dass ich gerade an einem dünnwandigen, unter hohen Druck stehenden, mit leicht entflammbaren Gas gefühlten Stahlzylinder herummanipuliere.

7. Etappe von Carrickade-Belderrig

Sonnen und Wolken teilen sich paritätisch den Himmel. Am frühen Nachmittag erreichen wir das melancholische Irland der Dichter. Die weite trostlose Moorlandschaft grenzt ans Meer. Die Welt ist eine Mulde, zwischen zwei Horizonten und deine Gedanken haben so viel Auslauf wie die Schafe, abends kehren sie müde und matt zu dir zurück.
Der Geruch der Landschaft besteht aus vier Elementen: Das Moor macht die Luft bitter, das Meer spendet eine Prise, der Scharfdunk säuert die Mischung und die Torffeuer, die die Häuser abends wärmen, geben ihre rauchige Würze dazu. Wir nehmen uns eine B&B Herberge.

Dienstag: Wandertag in Belderrig

Auf unserer Küstenwanderung am Grad eines landgewordenen Wellenkammes, holt uns jenes irische Wetter ein, das lange Moosbärte an den Pfosten der Weidezäune gedeihen lässt.
Wir packen uns ins Regenzeug. Gorotex ist ein Zauberwort der Neuzeit, aber die Front aus feinsten Wassertropfen, ist nasser als das Zeug dicht ist. Meine Schuhe werden zum Garantiefall.
Am Abend kann der National Geographicts beweisen ob er wirklich zum Abenteuer taugt. Ich reiße Seite um Seite aus diesem Hochglanz Magazin heraus und stopfe sie in meine nassen Schuhe. Morgen müssen sie wieder trocken sein. Eine einfache Tagesszeitung hat mehr Saugkraft.
Wir trinken ein Guinness in einer zukünftigen Ruine. Es ist ein großes kantiges Haus, das trotzig neben der kleinen Landstraße steht. Der Bau erinnert mich an die Mietskasernen aus der Gründerzeit, nur dass er nicht in einer verrußten Industriestadt, sondern allein in der verlorenen Hügellandschaft steht. Fünf mächtige gemauerte Kamine ragen auf dem Dach und gliedern das Gebäude. Neben der Kneipe mit Gastzimmern finden sich ein kleiner Laden und mehrere Wohnungen, die mir von außen unbewohnt erscheinen. Die zwei Geschosse sind hoch gemauert, wie in unseren Städten Drei und doch reicht es nicht, um aus dem Moor heraus zu ragen.
Ist der Klotz zu schwer für den weichen Untergrund?
Das Haus steht er in einer Senke, wohl in der Hoffnung, dass es bei Regen von allen Seiten aus den Gehöften die Trinker herunter spült, aber die halten sich heutzutage erfolgreich mit einer Hand an der Fernbedienung und mit der anderen am Kühlschrank fest.
Wir sind die einzigen Gäste und wollen nur ein Brot kaufen, aber der Weg zu dem kleinen Laden, führte durch den Schankraum und wenn wir gerade einmal da sind.
Steinplatten bedecken den Boden, ein großer Kamin beheizt den Raum. Wir sitzen auf Möbel, so knochig als wären sie als Ganzes an einer Eiche gewachsen und an den Wänden hängen Reklameschilder aus Emalie die mit Worten und Bildern berichten, warum Guinness gut für dich ist, ein solches Ambiente wäre bei uns eine Goldgrube.
Dem Wirt sprudeln die Worte über die schiefen Zähne: Kill Kennly ist ein schlechtes Bier, trinkt kein Ire, nur die Deutschen und Franzosen. Er genießt das Rauchverbot und hat schon so machen Gast mit alkoholfreiem Bier abgefüllt.
Das Guinness, trocknet uns nicht aber es wärmt, Nur Brot finden wir in den dunklen verstaubten Laden im Hinterzimmer keines.
Abends sitzen wir noch einmal und wieder allein im Schankraum, diesmal bedient uns ein wortkarger Jugendlicher, den wir vom Fernsehen abhalten. Der Sohn des Wirtes. Wir erkennen es an der Zahnstellung. Er wird den Laden aufgeben und die Kamine werden der zerstörerischen Kraft der Zeit am längsten wiederstehen. Bei den Ruinen aus allen Jahrhunderten ragen sie wie skelettierte Finger zum Himmel, während die Mauern längst eingefallen sind. Gebaut um das Feuer zu beherbergen, halten sie auch den anderen Naturgewalten am längsten Stand. Ist dieses Haus dann unbewohnt, sind es gleich eine Handvoll Schlote die dem Regen, Frost und dem Wind eine kleine Ewigkeit lang trotzen werden.

9. Etappe von Belderig nach Keel (Archill Island)

Der Sprühregen ist ausdauernd. Er berieselt die Nacht, den Morgen und den Tag. In Regenzeug gepackt fahren wir Fahrrad. In Bangor biegen wir rechts auf die N 59.
Lag bis dahin in der Trostlosigkeit der Reiz der Landschaft, löst ihr Anblick dieser Gegend, ein Bedürfnis nach Trost aus. Das schier endlose Hochmoor ist durch den industriellen Torfabbau so elend vernarbt, dass ich die Augen beschämt niederschlage, hat mich nicht gestern ein Torfeuer gewärmt. Als wollten sie den grauen Schleier des Vergessens über die geschundene Erde legen, ziehen die Wolken so tief ein, dass ich mich auf meinem Fahrrad ducke.
Zum Glück gibt es den Straßenrand, einen grünen Streifen, auf dem Lupinin, Fuchsien und andere Blumen, die rot, blau, gelb und Violette um die Wette blühen. Das diffuse Licht des trüben Tages verleiht den Farben eine besondere Kraft. Geduckt ziehe ich mich entlang diese bunten Leuchtfeuer aus dem Tal, das keines ist und so erreichen wir wieder am Nachmittag das Meer.
Es kündigt sich damit an das es bergauf geht. Die Landschaft bekommt wieder ein Gesicht. Regen und Nebel verklären, wie ein Schleier den Blick auf die Hügel, die Küste und ein paar seltene Bäume. Am Abend schlagen wir unser Zelt in Keel auf Archills Island auf.

3 Übernachtungen auf Archill Island

Wasser ist eine besondere Stofflichkeit und eine Urgewalt. Auf einer Radreise im äußersten Westen Irlands trocken zu bleiben, ist ein Kampf denn du nicht gewinnen kannst. Das Land ist dem Meer soweit vorgelagert, dass die Grenzen im irischen Wetter verschwimmen.
Es muss nicht einmal Dauerregen sein, um alle Versprechungen über die Eigenschaften der highthek Regenkleidung, über ihre Atmungsaktivität und Wasserdichtigkeit, in ein bescheideneres Licht zu rücken: Zumindest hält das Zeug den Wind draußen und die Feuchtigkeit im Inneren warm.
Im Prinzip sind die Ortlieb-Radtaschen aus LKW-Plane gegen jeden Wassereinbruch gefeilt. Ich habe es in der Badewanne ausprobiert, nur kehrt sich diese Fähigkeit ins Gegenteil, wenn du deine Ausrüstung feucht einpacken musst, so wird, was nicht Nass werden sollte, nicht trocken und ein klammes Gefühl nimmt Einzug in deinen Alltag.

Was nützt dir ein langer sonniger Nachmittag, den es auch in Irland gibt, du hängst die Wäsche zum Trocknen über die Fahrräder und Zeltleinen und verlierst schließlich das Rennen gegen eine dunkle Wolke.
Wir waren nur kurz einkaufen, bis dahin war der Himmel ungetrübt, und als wir aus dem Geschäft kamen, sahen wir sie, wie sie mächtig und schwarz im Eilflug die Sonne verfinstert, eine so ergiebige Regenschleppe hinter sich herziehend, als gelte es eine Feuersbrunst zu löschen. Nach dem Guss konnten wir unsere Wäsche auswringen.
Die Erfindung des Wäschetrockners war sicher keine technische Großtat und doch öffnet sie uns hier das Tor zu einer verloren geglaubten Welt und gibt uns den Glauben an die Zivilisation zurück.
Im Waschhaus auf dem Campingplatz auf Achill Island steht neben der Waschmaschine ein Trokner. Auf Campinglätzen in der Provence, Toskana, ja selbst in der Bretagne haben wir eine solches Gerät nicht gesehen und nicht vermisst. Die Maschinen laufen im Dauerbetrieb, vom morgens Acht, bis abends zehn. Wir stehen an, bis wir an die Reihe kommen, dann befüllen wir zwei Maschinen und ein paar Stunden später ist unsere gesamte Wäsche sinnlich verwandelt, was klamm und muffig war, duftete nun warm und trocken.

Wir bleiben drei Tage auf Archill.
Die Insel hat den morbiden Charme eines großen Ferienortes, der seine beste Zeit hinter sich hat. Vielleicht liegt es auch nur am rauen Wetter. Der Putz bröckelt von den Fassaden, trägst du heute Farbe auf. Ist sie morgen ausgewaschen. Der Rost ist der fleißigste Maler. Was Eisen ist, streicht er Rotbraun und seine Farben sind immer frisch.
Wir balancieren über das westlichste Cliffs Europas, aber die Gipfel auf Archill blieben uns verwehrt. Jeder Berg über 500 Meter hüllte sein Haupt in eine einzelne dunkle Wolke, so das wir uns die Frage stellen, ob in Irland der Regen vielleicht vulkanischen Ursprungs ist?
Du kannst Bölls verlassenes Dorf nicht verfehlen, es ist ausgeschildert, "desert Village" wir haben es links liegen lassen.
Ich habe aber die kleine Poststelle entdeckt, wo Siobhan die älteste Tochter der Mrs. D die Poststelle später übernahm. Dafür brauchte ich kein Hinweisschild die Lage und der Blick aufs Meer verrieten mir den Ort.

10. Etappe von Keel (Archill Island) nach Westport

Nach drei Tagen sitzen wir wieder mit Gepäck auf dem Rad, die ersten Kilometer durch Archill und der vorgelagerten Halbinsel sind ein Genuss. Wir haben das große Los gezogen, nach ein paar kurzen Schauern, erwischen wir einen Sommertag. Die Sonne scheint. Die verwinkelte Küste gibt sich verträumt. Himmel und Meer sind blau und blauer, und unser Weg wechselt so häufig die Richtung, dass wir auch Rückenwind haben.
Kaum auf dem Festland, werden wir wieder zum Verkehrshindernis für all jene, die mit dem Auto von Norden nach Westport unterwegs sind. Radfahrer auf der Nationalstrasse.

Es ist ein sonniger Samstagabend und wir gönnen uns ein Guinness in Westport.
Im Zentrum dieser lebhaften Stadt ist die Kneipenszene so engmaschig wie in Galway, ob Haupt- ob Nebenstraße, alle 50m findet sich ein Pup oder ein Restaurant und doch ist dieser Ort von einem anderen Geist beseelt. Die Wäsche ist gestärkt, das Hemd gebügelt, das Haar frisiert. Mann und Frau sind herausgeputzt, als kämen sie gerade von einer Bauernhochzeit.
Aber sie kommen nicht von einem solchen Fest, sie wollen in nicht all zu ferner Zukunft zu einer Hochzeit und zwar zu ihrer Eigenen.
Statt in den entlosen Weiten der Moore vergeblich nach einem Partner Ausschau zu halten, treffen sich die Geschlechter am Wochenende in Westport um sich zu zeigen.
Aus den Pups schlägt dir ein bedrohlicher Lärm entgegen, nicht Musik strapaziert deine Ohren, sondern die grölenden Stimmen der unzähligen Galane. Jeder versucht den andern zu übertönen, ein Gefieder oder einen Hahnenkamm zum aufstellen, hat ihnen die Natur nicht gegeben, die Kleiderordnung ist streng, variierte nur in Nuancen, und so versucht sich Mann durch Lautstärke hervor zu heben und die Angebeteten heizen mir Gegacker und Gekreisches die ohrenbetäubende Balz noch an.

11. Etappe von Westport nach Gowlaun

Von der Straße aus können wir die Pilgerkarawane sehen, die auf dem Gipfel des Croagn St Patrick zustrebt. Dort soll einst St Patrik 40 Tage gefastet und mit Gott darum gerungen haben, dass er am Jüngsten Tag über die Iren richten darf. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Pupbesitzer bezahlte und unbezahlte Deckel archivieren, um sie, beim Wiederhall der Trompeten dem großen # Richter auszuhändigen.
Im Dörflein Loisburg verlassen wir die Küste und biegen links ins Landesinnere ab. Ein Perspektivwechsel, den ich wie ein Sprung über Zeit und Raum in ein anderes Land erlebe. Bin ich noch in Irland oder auf einer baumlosen Hochebene einer ferneren Region? In diesem weiten Weideland leben die Bewohner von der Schafsucht. Wir kommen gerade zur wohlverdienten Mittagspause an einer Farm vorbei. Die Schermaschinen sind aus der Hand gelegt, heißer Tee macht die Runde und wir werden gefragt, ob wir einen Job brauchen. Wir widerstehen der Versuchung und radeln weiter.
Die Straße steigt sanft an, und hält direkt auf drei karge felsige Berge zu, die sich vor uns wie eine Wand aufbauen. Wir fahren unbeirrt weiter, vertrauen der Straßenkarte, auf der der Doo Louggh Pass eingezeichnet ist. Er soll sich zwischen den Bergen durchzwängen und richtig, plötzlich öffnet sich das Tal von Delphi. Die Straße windet sich zwischen Fels und Wasser, schmiegt sich an den einem See, wird dann von einem Wildbach begleitet, der schließlich in den Kilaary Harbour mündet, dem einzigsten Fjord Irlands. Eine großartige, eiszeitlich geprägte Landschaft. Die Gletscher sind längst abgeschmolzen aber ihre gestalterische Kraft, mit der sie Seen, Täler und Berge formten, ist allgegenwärtig.

Morgen wollen wir die Gegend entlang des Fjordes erwandern. Wir schlagen unser Lager an einem Zeltplatz direkt an der Küste auf.

Wanderung in Gowlaun

Auf einer Scala von 0-10 der Küsten Europas hätte dieser Abschnitte der irischen Küste eine 8 bis 8,5 verdient.
Zum Vergleich ziehe ich zum einen die Nordseeküste um Emden heran und bewerte sie mit einer knappen 2, hinter den monotonen Deichen findest du oft nicht mal das Meer. Eine Neun durfte ich in der Bretagne erfahren. Die Grantiküste, die Küste der Legenden, ich denke sehnsüchtig daran zurück.
Eine Zehn habe ich noch nicht erlebt, könnte aber nichts anderes heißen, als das Ich meine Koffer packen müsste, weil mich kein anderer Ort der Welt mehr glücklich macht.
Auch eine Acht hinterlässt Spuren.

Auf unserer langen Wanderrunde entlang des Fjords ist es sommerlich heiß, zum Nachmittag färbt sich der Himmel in den oberen Schichten milchig ein, bis ich ohne Schutz in den matten Abglanz der Sonne schauen kann.
Ich sicher das Zelt und lege die Fahrräder auf den Boden.
Kaum ist es Dunkel bricht das Wetter mit Regen und Sturm über uns herein. Es wird eine unruhige Nacht, unser Zelt wehrt sich wie immer tapfer und laut gegen die Naturgewalten, ein ums andere Mal spannen unsere Zeltnachbarn fluchen ihren Leinen nach, und auch als dann endlich Tag wird, will sich das Wetter nicht beruhigen.
Der Vorteil unseres Tunnelzeltes ist, das wir das Innenzelt separat aushängen und verstauen können. Im Schutz der entkernten Hülle, packen wie unsere Ausrüstung in die Ortlieb-Taschen und streife uns das Regenzeug über, dann gilt es nur noch das Außenzelt abzubauen.
Ich löse gerade ich soviel Zeltheringe, dass sich das Gestänge entspannen und ich es demontieren kann, ohne das das Zelt davon fliegt. Die Böen zerren wild an der losen Hülle, wollen mir den Stoff aus den Händen reißen, und ihn auf die raue See hinaus tragen. Mit festem Griff, den Blick aufs Meer, hole ich unser Außenzelt ein, wie ein Segel auf hoher stürmischer See

12. Etappe von Gowlaun zur Dogs Bay

Und dann reicht es nicht einmal mehr für Regen.
Wir sind in Connemara und werden von den landestypischen, Wolken-Nebel-Niesel Schleiern eingehüllt wie in feuchten Tüchern. Ich bin dem Wetter nicht böse, das gehört zu den unverzichtbaren Zutaten die den herben Geschmack dieser großflächigen Sumpf und Moorlandschaft ausmachen, nur so entschlüsselt sich der Reiz und nimmt mich gefangen.
Wir schlagen unser Zelt auf dem Campinglatz an der Dogs Bay auf und wollen Morgen den Errisbeg besteigen.

Wanderung in Connemara

Es ist verhext, vor Minuten schien noch die Sonne und kaum wagen wir uns in die Höhe stülpt der Himmel uns grau feuchte Wolken über. Dabei hat der Errisbeg nur 300 m.
Kann es sein das St. Patrick auf den Gipfeln des Landes noch einen Job zu erledigen hat und dabei ungesehen bleiben will, einen weiteren Deal mit Gott, oder hat er bei seinem Ausrottungsfeldzug eine Schlange oder gar einen Drachen übersehen?
Der Errisbeg hat gleich mehrere Gipfel, doch im Nebel fehlt uns der Überblick, kaum erreichen wir eine dieser zahlreichen ungeschützten Höhen, bläst uns der Gipfelwinde mit Sturmes-Kraft die Wolken um die Ohren und es zieht uns die Wärme aus den Knochen wie in einer Kühlkammer.
So überraschend wie der Nebelspuk begann endet er. Die Wolken geben die Sicht wieder frei. Gar nicht weit entdecken wir den betonierten Messpunkt, der den Gipfel markiert. Alle Ungemach ist vergessen. Der Blick aus der Höhe auf die Sümpfe, lässt erahnen warum Connemara, von der übrigen Insel abgeschottet, mehr Austausch über die offene See suchte und fand.
Auf der Ebene, die sich unter uns ausbreitet, spiegeln sich in der Sonne unzähligen kleinen Seen verbunden durch ein fein verästeltes Adernetz aus Bächen, und war von hier oben, wie fester Grund auszieht, ist Sumpf. Vielleicht reichen drei heiße Wochen ohne Regen, damit das Land trocken fällt, aber das entspräche in Irland wohl einer biblischen Dürre. Am Horizont bauen sich dann die Twelf Pints auf, keine unüberwindliche Bergkette, aber warum solltest du dich schinden, wenn dahinter nur Morast auf dich wartet.
Wie tückisch dieses Gelände sein kann, erleben wir eine halbe Stunde später auf einer Wiese. Ein mehrstimmiges Gurgeln und Rauschen verrät die Anwesenheit von Bächen aber wir sehen sie nicht. Die schmalen tiefen Rinnen, die das Gelände durchziehen, sind vom Gras überwuchert und wir tasten uns Schritt um Schritt mit wachen Sinnen vor.

Am vorletzten Abend schenkt uns der Himmel sein goldenstes Sonnenlicht. Ich rüste mich mit zwei Fotoapparaten aus. Die Halbinsel zwischen Dog Bay und Garteen Bay ist eine Schönheit. Hier liegt der Rasen dicht wie grüner Samt auf den sanft geschwungenen Hügel. Eine Herde Rinder hält ihn kurz und als hätten die Wiederkäuer ein besonderes Gespür dafür, lassen sie hier und da einen Klecks gelber Blumen stehen. Noch vor der Küste bäumt sich das Meer an den Untiefen zu Wellen mit weißen Kämmen auf. Die letzte Eiszeit, die große Landschaftsdesignerin, hat mit der Kraft die ihr eigen ist, ein paar Felsmonumente in die Landschaft gepflanzt und am Durchmesser der orangen Pflechteninseln, die auf dem Fels gedeien, lassen sich Jahrhunderte abzählen. Ein paar vergänglichere Charaktere haben ebenfalls Hand angelegt. Ihre Steinkreise und Steinpyramiden datiere ich ins Generations-Golf-Zeitalter.
Was nützen mir zwei Fotoapparate, wenn mir zum Schluss des Urlaubs die Filme knapp werden.

13. Ettappe Dogs Bay nach Inveran.

Laut Bölls Tagebuch, waren sie in den 50ern die wahren Herren auf Irlands Straßen. An ihrer stoischen Ruhe brachen sich die ersten Versuche automobiler Hektik. Die Esel sind nicht ausgestorben. Die Urenkel der damals unentbehrlichen Lasttiere wurden von den Straßen in die Vorgärten verbannt und fristen dort ihr Dasein als lebende Rasenmäher. Bei uns stellst du dir einen Gartenzwerg vors Haus und in Irland einen Esel vor die Villa.
So oft ich dieser vierbeinigen Gartenzier in den letzten Wochen begegnete bin, so oft hatte ich das Gefühl, das es etwas zu vermissen gibt. Auf unserer letzten Etappe überkommt mich die Erkenntnis.
Wir rasten an einer neuzeitlichen Ruine. Im Garten wächst statt der Palme eine Zypresse. Zwei Esel halten die Wiese kurz und es ist still. Sie singen nicht. Auf unsere Reise habe ich unzählige Esel gesehen aber nicht eine Eselsarie vernommen, jener weit tragende Gesang, der die Luft vor Melancholie erzittern lässt. So unverbogen von jeder Last, sich die Rücken der Esel Irlands ausnehmen, so unmusikalische sind die Lasttiere geworden.

An Irlands Ruinen kannst du die eine stete Funktion des Verfalls ablesen.
Entlang der Landstraßen, finden sich auf wenigen Kilometern meist mehren Generationen verlassener Wohn-und Arbeitsstätten, von der mittelalterlichen Klosterruine bis hin zu der neuzeitlichen Tankstelle. Und dann gibt es noch Fenster, vor denen du zweifelst. Das Glas ist trüb. Die Gardinen vergilbt. Eine Rose aus Plastik verstaubt in einer trocken gefallenen Vase.
Ist es einfach nur ein nachlässiger Haushalt und zu Ostern wird geputzt?
Wird die Haustür noch geöffnet, wenn du klopfst?
Wen gilt es zu täuschen?
Erste untrügliche Zeichen sind ein paar fehlende Dachziegel, eine geborstene Scheibe oder die vom Wind aus ihren Scharnieren gerissenen Fensterläden.
Aber auch wenn keine Hand mehr die Schäden richtetet und der forschreitenden Erosion Einhalt gebietet , so finden sich doch meist eine Verwendung für das verlassene Gemäuer.
Als Stall, als Werkstatt und Garage, als trockene Lagerstätte für Torf oder Heu, als Gewächshaus, Schutt und Müllabladeplatz oder als Versteck, für düstere und unmoralische, Geheimnisse, die hier unter Schutt und Schweigen im verbogenen Ruhen und die nur noch in fieberheißen Angstträumen einen undeutlichen Schatten werfen.
Und wenn dann nur noch die Grundmauern stehen, bieten die sie den Schafen Schutz vor den böigen, regenschweren Westwind.

Nach langer Fahrt, auf lebhaften Straßen mieten wir uns nur einen Katzensprung vor Galway entfernt in eine B§B Herberge ein. Wir wollen uns Morgen, an unserem letzten Abend noch einmal ins irische Nachtleben stürzen.

14 Etappe Inveran nach Galway.

Unsere Gastgeberin vom ersten Abend kann sich zwar nicht mehr an uns erinnern hat aber in ihrem verstaubten Museum ist ein Zimmer frei. Es sind zehn Minuten Fußweg bis in die Innenstadt.

Ich kann die Melodie weder auf Wunsch noch auf Befehl abrufen. Ich verfüge nicht über sie. In meinem Gedächtnis eingemietet, führt dieses kleine Stück Musik ein Eigenleben und fliegt mit Halbschlaf oder in besonderen Momenten der Muße zu. Zwei Straßenmusiker in Galway haben mir diese Ballade ins Ohr gepflanzt, von der ich weder die Melodie noch den Text sinnvoll zusammen bringe.

Samstags nachmittags quillt die Stadt über. Sie schäumt und brodelt, wenn nicht gerade ein Wolkenbruch das Leben auf den Straßen verwässert.
Nein, heute scheint die Sonne und lockt buntes Volk ans Licht. Es trifft sich, wer sich bildet, mit denen die bilden, auch Künstler, oder gerade Künstler. Stadtvolk mischt sich mit Landvolk. Ganze Familienclans sind aus der Einöde Connemara auf ein paar Peints angereist, nach den degenerierten Gesichtszügen, zu urteilen ist ihr Stammbaum auf Generationen inzestiös verwoben. Touristen aus aller Welt flanieren auf den Straßen.
Was die fünf Kontinente an Unterschieten zu bieten hat, rückt in Galway zusammen. Wir sind uns einig, dass uns nicht die Sehnsucht nach Sonne und Wärme in dieses Land treibt, auch wenn wir das gute Wetter heute genießen.
Hast du ein wenig Zeit, kommst du nicht in einem Anlauf durch die Stadt.
Alle paar Meter wird die Straße zur Bühne. Fahrendes Volk: Akrobaten, Musiker, Maler und fliegende Händler bitten um Aufmerksamkeit und um ein bisschen Kleingeld. Die üblichen Obdach-und Orientierungslosen stellen ähnlich Forderungen, auch wenn dich diese Begegnungen ehr zur Eile treiben.
Die beiden Straßenmusiker, die mich gleich zweimal aufhalten, befinden sich einem Alter in denen sich noch nichts entschieden hat. Die Beiden beherrschen ihre Instrumente E-und Akustikgitarre und ihre Stimmen bestehen auf der Straße, sind kräftig und klar. Bei unserer ersten Begegnung bleiben wir stehen, weil schon Dutzende andere schon standen, und hören dann erst die Musik. Es ist eine Ballade die mich an Leonard Coen erinnert. Als gut gewachsener Mitteleuropäer kann ich ein Blick über die Köpfe der Weltbürger hinweg auf die Musiker werfen. Dem Sänger, ein dunkler Typ mit grauer Strähne und entfernt asiatischen Zügen, hängt die Gitarre auf dem Rücken, auch die Hände hält er hinter dem Körper verschränkt, die in sich gekehrte Pose passt zum Hallejulia im Refrain. Der Typ der aussieht wie ein irischer Raufbold zupft konzentriert die E-Gitarre. Das Lied hält uns alle mit seiner bitterzarten Traurigkeit gefangen.
Kaum ist die Melodie ausgeklungen, befreit uns der Applaus aus der Starre und der offene Gitarrenkoffer füllt sich mit Kleingeld, auch Scheine sind darunter, die beiden werden zu Großverdienern.
Knapp eine Stunde später begegnen wir den Musikern erneut in der Stadt. Mit einem Lied von den Doors erhalten sie durchschnittliche Aufmerksamkeit, ein knapper Applaus und wir wollen gehen, doch dann bemerke ich den Wechsel in ihrer Haltung. Die Beiden bereiten sich erneut auf die musikalische Andacht vor, die Pose ist einstudiert. Kaum erklingt die Musik entfaltet sie genug Kraft, den Strom der vorbeiziehende Passanten, für mehrer Minuten zu stauen.

Abends zwängen wir uns in einen Pup, drängende Enge, es wird zügig gezapft, die Wände sind mit Theaterplakaten tapeziert. Gallway gönnt sich jährlich ein Festival. Die avantgardistischen Plakate reichen zurück bin in die 80er.
Über einer Sitzecke schwebt ein Mikrophon. Hier finden die Musiker ein wenig Platz. Mit Geige, Gitarre und landestypischen Schlaginstrument sorgen sie für irische Klänge. Wir besiegeln unsere Liebe zu diesem Land mit ein paar Pients.

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Rolf Puschnig

2004