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Die Namen und das Ich
Im Jahr 1980 saß ich mit fünf Freunden im Zug von Paris nach Marseille. Wir hatten Fahrscheine bis zur Endstation und
während uns der Zug dem Mittelmeer entgegen trug, spielten wir Doppelkopf,
zehn Pfennig die Station und dann drückt mir das Schicksal ein unschlagbares Blatt in die Hand:
Einen Damen – Solo.
Vorerst tat ich so, als wäre spielerisches Geschick nötig, um mit diesem Blatt zu gewinnen.
Doch Karte um Karte offenbarte ich meinen Gegnern die Niederlage, dass sie keinen Stich bekommen würden,
dass es teuer wird.
„Keine sechzig, keine dreißig, schwarz“
Schwarz war der Auslöser einer Assoziationskette, in die sich meine Herkunft und mein damaliges Ausbildungsverhältnis
als Elektroanlageninstallateur auf dem Bergwerk Fürst Leopold/Wulfen nahtlos einfügte.
„Hör auf Kohle, du hast den Flöz ja noch unter den Fingernägeln.“
Martin begehrte auf, doch ich spielte mein Spiel, kassierte einen satten Gewinn und einen Namen.
„Hör auf Kohle, du hast den Flöz ja noch unter den Fingernägeln.“
In den 60er Jahren im Schatten eines Förderturms sozialisiert,
bin ich als Arbeiterkind auf den nicht enden wollenden zweiten Bildungsweg abgebogen.
Schauspieler wollte ich werden und bin gescheitert. Ich habe Objekte an Kneipenwände gehängt und würde es wieder tun.
Alle paar Jahre halte ich eine Lesung, Gedichte, Kurzgeschichten, meine Schubladen sind voll davon.
Ich reise gerne und mit einem Teil meines Herzens habe ich mich der Fotografie verschrieben.
Im Sommer 2005 trank ich warmes Bier auf dem Campus der Saxion Hogeschool Enschede. Ich feierte einen
Studienabschluss.
Es war nicht der Erste und nicht jeder war erfolgreich. So blicke ich auf eine zwanzig jährige Studienodyssee zurück,
darf mich Diplom Physikingenieur
und Bachelor of Social Work nennen. „Bachelor of Social Work“ da scheitert es schon an der Aussprache.
Auch Anglizismen waschen nicht weiß.
„„Hör auf Kohle, du hast den Flöz ja noch unter den Fingernägeln.“
Ein Jahrzehnt lang
hielt ich meinen Zweitnamen für abgelegt. Ich mußte mich nicht
bemühen, nur Kaffee trinken. Während sich die Welt um mich herum Wochenende für Wochenende kollektiv
betrank, hielt ich mich mit Koffein wach und schüttelte den Kopf. Dann wurde es mir zu anstrengend, dass
Kopfschütteln und ich bestellte mir ein Bier. So trat ich aus dem Schatten ins Licht
eines vergessen geglaubten Namens. „Schön dich zu sehen Kohle“
In meinen Selbstgesprächen heiße ich Rolf und ich bin nicht der Einzige, der mich so nennt.
Ich lebe zweinamig und kokettiere schon mit einem Dritten.
Cadaques
In meinem Bekanntenkreis grassiert der Cadaques-Virus seit den 70er Jahren.
Ich habe mich 1996 infiziert und verbringe seitdem die Woche um Silvester mit Freunden in dem Fischerdorf.
Das Fotokonzept:
Die Fotos sind mit unterschiedlichen analogen Sucher bzw. Spiegelreflexkameras auf Schwarz/Weiss Diafilm
Agfa Scala 200 aufgenommen bis zum Jahre 2012, dann folgte der Sündefall ins Digitale.
Ich trage in Cadaqués die Fotokamera um den Hals, wie andere Leute ihren Schal.
Die Protagonisten meiner Bilder sind an mein "nebenbei" Fotografieren gewöhnt,
so gelingt es mir Momente, Situationen und Stimmungen möglichst authentisch aufs Foto zu bannen.
Ich bevorzuge available-light oder Gegenlicht beim Fotografieren.
Für Landschaftsaufnahmen bei Tageslicht bediene ich mich eines orange Filters.
Seit ich Cadaqués regelmäßig bereise suche ich eine literarische Form meine Eindrücke
auch schriftlich fest zu halten.
Vor etwas mehr als zwei Jahren habe ich dann die Postkarte für mich wiederentdeckt
und so ist eine Serie kurzer Texte entstanden (und zum Teil auch verschickt worden)
die ich Cadaqués Postkarten-Prosa nenne.
Cadaques
Ausstellung
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Leseproben
Mit vierzehn ließ ich mir eine mechanische Schreibmaschine zu Weihnachten schenken.
Nachdem die Weihnachtslieder verklungen waren, tippte ich noch in dieser Nacht meine erste Kurzgeschichte auf das Papier.
Es blieb nicht bei der einen Geschichte.
Kurzgeschichten, Storys, Kurzprosa, Gedichte, Märchen, Reiseberichte, was auf Papier geschrieben wurde, ist längst vergilbt
und Textdateien in Word Perfekt sind die Keilschrift der Neuzeit.
Ich gönne mir den Luxus, abendfüllende Theaterstücke und Romane aus eigener Feder in meinen Schubladen zu horten.
Leseproben gibt es für Interessierte schon im Hier und Jetzt auf Kohlarte.
Leseproben
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Galerie
In meiner Kunst strebe ich nicht danach eine künstlerische Technik zu perfektionieren,
mir reicht das kleine "Ein mal Eins" des Heimwerkers und ein wenig konstruktives Geschick, denn meine Kunst lebt von der "Idee".
In meiner Kunst befreie ich Gegenstände des täglichen Gebrauchs von ihren Funktionen, sodass ihre Symbolik offenkundig
wird. Die Tiefe in den Dingen. Scheren, Schlösser, Wasserhähne, Uhren, Schneckenhäuser und vieles mehr, setze ich zusammen
wie die verschlüsselten Zeichen einer archaischen Schrift und versehe die Werke mit fragwürdigen Titeln.
So entstehen Chiffren die wir erahnen aber nicht
zweifelsfrei verstehen können. In diesem Spannungsfeld zwischen Bedeutung und Deutung, möchte ich neben dem
Bewussten auch das Unterbewusste anregen. In diesem Sinne verstehe ich mich als Surrealisten.
Das evolutionäre Prinzip:
Ich bin ein ungeschickter Handwerker und das ist gut so,
den jeder Fehler, zwingt mich zu neuen Lösungen,
offenbart Unerwartetes. Der Fehler, die Ungenauigkeit, als gestalterisches Element.
Mutation und Selektion. Das geht aber nicht immer gut aus
Meine Werke könnten den Kunstkategorien: Objekte, Assemblagen, Objekt trouvé, oder Akkumulationen, zugeordnet werden.
Doch treffender finde ich die Bezeichnung, des "Surrament" abgeleitet vom Begriff des surrealen Arrangements.
Ein Surrament wirkt über die tendenzielle Assoziation. Es lässt Freiräume in der Interpretation,
gibt aber eine Richtung vor.
Kunst darf schön sein, aber auch die Verstörung ist ein probates Mittel des Künstlers
Der Mensch schneidet sich die Wirklichkeit so zurecht, dass sie in sein Format passt. Kunst sollte das individuelle Format
des Betrachters um die Dauer eines Staunens, Lächelns, einer Verwunderung oder Verstörungen erweitern.
Kunst ist keine Denksportaufgabe. Das "verstehen wollen" sollte dem "verzaubern lassen" nicht im Wege stehen.
Es ist nicht wichtig, was mir der Künstler sagen will, sondern was mir sein Werk sagt. Sagt es mir nichts,
helfen mir auch keine Seiten langen Erklärungen des Künstlers oder seiner Fürsprecher. Es kann aber nicht schaden, wenn ein Künstler was zu sagen hat.
Ich wurde 1962 geboren und lebe in Dorsten. Ich habe mich auf verschiedensten "Bühnen", als Schauspieler,
Regisseur, Schriftsteller und Fotograf ausprobiert. In den letzten Jahren widme ich mich intensiv der Objektkunst.
Rolf Puschnig
Dipl.Dipl.Soz.Päd.Phys.Ing
Objektkünstler & Surramentteur
Galerie
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